Musiktheater-Premiere: „Me and my Girl“ - Britischer wird’s nimmermehr
„Me and my Girl“ ist die erste Premiere im Musiktheater.
Krefeld. Sage und schreibe 1646 Mal wurde „Me and my Girl“ im Londoner Viktoria Palace-Theater aufgeführt. Ganz so viele Vorstellungen des Musicals von 1937 wird es in Krefeld wohl nicht geben. Aber dass der Funke auch hier, 75 Jahre später, überspringt, hofft Georg Köhl von ganzem Herzen. Der Regisseur jedenfalls brennt lichterloh für das von Noel Gay ersonnene Stück: „Ich liebe diesen Stoff“, sagt er geradeheraus.
Zumindest anglophile Theaterbesucher könnten dieses Gefühl bei der Premiere am Samstag teilen, denn viel britischer als hier wird es nimmermehr. Was an Klischees über die Insel und ihre mitunter skurrilen Bewohner im Umlauf ist, wird liebevoll zementiert oder genüsslich zertrümmert. „Bei allem Humor ist das Stück aber auch eine seriöse Auseinandersetzung mit Charakterstudien“, versichert Köhl. „Daraus entsteht erst der Witz.“
Das „Herzstück“ des Musicals heißt Sally, ein schlichtes, zupackendes Mädchen aus der Arbeiterklasse, das die feine Gesellschaft ordentlich aufmischt. Mit ihrem Liebsten, dem Tagelöhner und Teilzeitdieb Bill, gerät sie in die noblen Kreise, nachdem Bill sich als unehelicher Sohn des verstorbenen Earls von Hareford entpuppt hat. Doch alle Versuche, ihn zum Anstand zu erziehen und angemessen zu verheiraten, sind zum Scheitern verurteilt. Es kommt, wie es natürlich kommen muss: Die Liebe siegt.
Dieser Plot klingt ein wenig nach einem noch erfolgreicheren Musical: Allerdings war „My Fair Lady“ in Wahrheit 20 Jahre später dran. „Trotzdem zitieren wir gerne und fleißig daraus“, sagt Köhl.
Die Niederrheinischen Sinfoniker unter Leitung von Kenneth Duryea — kein Brite übrigens, sondern US-Amerikaner — sorgen dazu für einen satten „Big-Band-Swing-Sound“, wie Dramaturgin Ulrike Aistleitner formuliert: „Und das Ensemble beweist wieder, dass es singen, tanzen, sprechen und spielen kann.“ All dies natürlich unter strengster Beachtung britischer Benimmregeln.
Premiere am Samstag, 20 Uhr. Restkarten unter Telefon 805 125.