Krefelder Kultur Parfenov ist Star des Ballettabends im Stadttheater

Der Ballettabend „Rhapsodie und Rumba“ von Robert North überzeugt mit einer brillanten Liszt-Darbietung.

Foto: Matthias Stutte

Krefeld. Franz Liszt war ein Wunderkind. Mit seinem Klavierspiel versetzte er schon als Zwölfjähriger das Publikum bei Konzerten in Wien und Paris in Verzückung. Mit 25 war der gebürtige Ungar der gefragteste Pianist Europas. Liszts Klavierwerke spiegeln sein pianistisches Können wider — und bringen jeden Interpreten ins Schwitzen. Weniger bekannte Stücke aus dem Liszt-Repertoire hat Ballettchef Robert North für seine Uraufführung „Rhapsodie“ ausgewählt. Sie ist das romantische Herzstück des neuen dreiteiligen Tanzabends „Rhapsodie und Rumba“ am Stadttheater. Um es vorweg zu sagen: Star des Abends ist Solopianist André Parfenov, der Liszt brillant darbietet.

Die Trilogie führt durch Stilistiken und Zeiten — tänzerisch wie musikalisch. Robert North ist doch zur Premiere des Stücks gekommen, obwohl angekündigt war, er würde sich aufgrund einer Erkrankung eine spätere Vorstellung anschauen. Er hat schon als Kind in Mexiko, auf Kuba und in Spanien gelebt. Diese Eindrücke prägen das Werk des Amerikaners.

Die Neufassung des Eröffnungsstücks „Boom boom“, uraufgeführt 2003 in Saint-Etienne, ist inspiriert durch die amerikanischen Südstaaten. Jungen mit Schirmmütze, Schlabberhosen und Hosenträgern tanzen voller Drive zum schwarzen Sound des Blues. Tom Sawyer kommt einem in den Sinn.

Der Choreograph erzählt Anekdote um Anekdote, meist mit pfiffiger Pointe. Da ist ein Aufreißer, den ein zickiges Mädchen mit pinkfarbenem Hut kalt abserviert, während andere sich auf einen beschwingten Tanz mit ihm einlassen. Ein Paar streitet sich leidenschaftlich, bis er sie am Ende würgt. Die Soli, Duette oder Gruppenszenen sind raffiniert choreographiert — das Werk eines Künstlers im Zenit seines Schaffens. Und das Ensemble tanzt hinreißend.

Kleine Momente des Lebens, reale wie erträumte, tupft North in Tanz geformt auch in der Liszt-Uraufführung „Rhapsodie“ auf die Bühne. Im Romantik-Part geht es höchst stilvoll zu. Ein schwerer Vorhang verdeckt die Rückwand. Tänzer im Schwalbenschwanz-Jackett, mit Fliege und weißen Handschuhen bewegen die Requisiten.

André Parfenov sitzt am Flügel auf einem fahrbaren Podest wie auf einer Insel. Die berühmte Glöckchen-Etüde „La Campanella“ überlässt der Ballettdirektor dem Tänzer Takashi Kondo für sein choreographisches Erstlingswerk. Der erfindet einen gelangweilten Theaterdiener, der sich eine Glockenfee auf Spitze erträumt.

Während der Pianist Liszts spektakuläres Virtuosentum aus dem Klavier hämmert, geben sich die beiden ihrem gefälligen Pas de deux hin.

Es sind heitere, gefühlvolle, banale, dramatische, aber immer unterhaltsame Episoden, mit denen Robert North die Musik interpretiert. So begegnet sich ein Paar bei einem Konzert und findet in der Fantasie zusammen, ein Quartett unternimmt einen Ausflug mit Überraschung — eine Begebenheit, die biografisch gefärbt ist. Am stärksten ist die Szene mit einem dramatisch streitenden Paar zu „Mazeppa“. Dennoch, choreographisch fällt das neue Werk im Vergleich zu den älteren ab.

Denn auch „Rumba“ (1984), ein Ensemblestück, zeigt brillante, spanisch inspirierte Tanzkunst zu Simon Rogers Komposition „Entre dos aguas“, die Paco de Lucias gleichnamigen Flamenco-Hit verarbeitet. Ein Halbrund aus Stühlen symbolisiert eine Arena, in der sich ein stilisierter Stierkampf abspielt. Der Flamenco nimmt allmählich Elemente aus Modern Dance, Jazz und Klassik auf, bis die Stile sich zur Rumba entwickelt haben. Begeisterter Applaus eines dankbaren Publikums.