Peter und der Wolf: Musik erzeugt plastische Bilder
Krefeld. Kiko langweilt sich. Der Musikkobold lümmelt auf einer Bank herum, schlendert unentschlossen über die Bühne und wartet ungeduldig darauf, dass es endlich losgehen kann.
Doch bevor der grünhaarige Geselle (Paula Emmrich) den Kindern die alte Geschichte vom mutigen Jungen Peter und dem gefährlichen Wolf aus dem Wald erzählen darf, stellt Dirigent Andreas Fellner erst mal in aller Ruhe die Instrumente des Orchesters vor.
Kaum ein anderes Werk der Klassik eignet sich so gut für solch musikpädagogische Zwecke wie Sergei Prokofjews 1936 komponiertes sinfonisches Märchen „Peter und der Wolf“. Seine eingängigen Motive lassen plastische Bilder im Kopf entstehen: Die Querflöte singt wie ein Vogel, die Klarinette schleicht als Katze über die Wiese, die Hörner lassen den Wolf bedrohlich aus dem Wald stürzen.
Selbst Kinder, die ohne musikalische Früherziehung oder Hausmusik aufgewachsen sind, bekommen leicht einen Zugang. Wohl auch deshalb hat der neue Generalmusikdirektor Mihkel Kütson entschieden, „Peter und der Wolf“ künftig einmal pro Jahr als Sonder-Kinderkonzert spielen zu lassen. Die beiden gestrigen Aufführungen waren nahezu ausverkauft.
Es könnte der Beginn einer schönen Tradition sein, denn Kiko, sein unkoboldiger Partner am Dirigentenpult, und die Niederrheinischen Sinfoniker gestalten das Konzert mitnichten als trockene Lehrstunde, sondern spielerisch und mit sichtbarer Freude.
Was Kiko von seiner Bank aus vorliest, malen die Streicher, Bläser und Schlaginstrumente mit Präzision und Fantasie musikalisch nach.
Peters arglose Lebensfreude, der Streit zwischen Ente und Vogel, der Wolf, der erst wild und böse attackiert, dann besiegt und müde fortgebracht wird — all dies erschließt sich den Kindern durch Text und Musik mit großer Selbstverständlichkeit. Sogar Kiko hat beim langen, lauten Schlussapplaus wieder gute Laune. Denn er ist zwar, wie Andreas Fellner süffisant anmerkt, deutlich kleiner als ein Kontrabass — aber für die jungen Besucher der Kinderkonzerte bleibt er trotzdem einfach der Größte.