Pianist Eugen Indjic unterrichtet junge Talente
Eugen Indjic spielt sonst in der Carnegie Hall oder der Mailänder Scala. Ab Samstag gibt er Kurse in Haus Sollbrüggen.
Krefeld. Klavier spielen können viele. Sogar technische Feinheiten sind letztlich trainierbar. Doch wie gelingt am Ende der Schritt vom guten zum großartigen Pianisten? Was zeichnet diejenigen aus, die auf einer Bühne die Massen begeistern können?
Wie Emotion wächst und Atmosphäre entsteht, wie Größe sich entwickelt, lässt sich bei den Kawai-Meisterkursen live miterleben. In jedem Frühjahr werden an der Krefelder Musikschule zehn junge, hochtalentierte Pianisten aus aller Welt von einem bekannten Dozenten unterrichtet. Das geschieht öffentlich, jeder kann zusehen und zuhören. „Man kann genau verfolgen, wie das Spiel sich verändert“, sagt Peter Grote, künstlerischer Direktor beim japanischen Klavierhersteller Kawai, dessen Europazentrale in Fichtenhain liegt.
Das Besondere an diesen Kursen ist das hohe Niveau. Schon die Schüler gehören zur Elite junger Talente, sie haben Konzerterfahrung und wurden bei Wettbewerben in aller Welt handverlesen. Ihr Dozent im Bereich Klassische Musik fällt in die Kategorie Star. Nach Klaus Hellwig und Michel Béroff leitet in diesem Jahr der gebürtige Serbe Eugen Indjic die jungen Leute an. Der Mann spielt sonst in der Carnegie Hall oder der Mailänder Scala.
Ab Samstag sitzt er im Haus Sollbrüggen und arbeitet mit jungen Menschen aus China, Russland, Tschechien, Frankreich, England und Deutschland. Die Atmosphäre ist familiär, der Respekt in beide Richtungen riesengroß, betont Grote. Die Verständigung läuft über alle Sprachgrenzen hinweg. „Das Klischee von der Weltsprache Musik erfüllt sich da vollständig“, sagt Ralph Schürmanns, Leiter der Krefelder Musikschule.
Da es auf diesem musikalischen Level nicht um Fingersätze geht, sondern um Emotion und Ausstrahlung, ist der Austausch zwischen Lehrer und Schüler sehr persönlich, mitunter intim. Dennoch ist das Publikum die ganze Zeit erwünscht, Allüren sind fehl am Platz. „Über die Jahre habe ich festgestellt: Je mehr einer drauf hat, desto umgänglicher ist er“, sagt Ralph Schürmanns. „Was diese Menschen können, ist nur durch harte Arbeit zu erreichen — die sind alle durch die Demutspforte gegangen.“
Kawai verspricht sich von der Reihe, die nicht ganz billig sein dürfte, gute Kontakte zu talentierten Pianisten, die später als Multiplikatoren dienen können. „Unser Unternehmen hatte schwierige Jahre“, gesteht Grote. „Vieles wurde gestrichen, aber uns hat man machen lassen.“
Dass ausgerechnet Krefeld in den Genuss der Meisterkurse kommt, hat mit dem Firmensitz zu tun, vor allem aber mit einer über Jahre gewachsenen Partnerschaft. „Wir finden hier ein wunderbares Umfeld vor“, betont Grote. Nach dem Umbau der Musikschule, der zurzeit auf Hochtouren läuft, dürfte sich dieses Umfeld weiter verbessern.