Fehlbesetzt im eigenen Leben
Das Kresch will zeigen, wie Medien den Alltag beherrschen.
Krefeld. Mit Medien aller Art wachsen Jugendliche heute ganz selbstverständlich auf. René Linke und das Stadtjugendtheater des Kresch machen das zum Thema eines Theaterstücks. „Fehlbesetzt“ lautet der Titel des „theatralen Essays über die Medialisierung des Alltags“, das am Freitag, 19 Uhr, in der Fabrik Heeder Premiere feiert.
Zwölf junge Leute zwischen 16 und 23 Jahren haben das Stück zusammen mit Regisseur Linke erarbeitet. Das Prinzip ist typisch Kresch: „Jeder, der kommt, spielt mit — ein großer Spaß“, sagt Linke. Dazu gehört auch viel Arbeit, Austausch, Reflexion.
Für die Hälfte der Mitglieder des Stadtjugendtheaters ist das alles ganz neu, die anderen haben schon Bühnenerfahrung. Auf einem Feld jedoch kennen sich alle aus — dem Thema Medien. „Zusammen möchten wir zeigen, was es ausmacht, in so einer Welt aufgewachsen zu sein“, sagt Linke.
Der Autor und Regisseur musste zunächst feststellen, dass seine ersten Ideen für Spielszenen den Jugendlichen langweilig erschienen. Und die jungen Leute konnten von Linke lernen, dass es auch bei ausgeschaltetem Handy ein Leben gibt. Zwei Wirklichkeiten prallten aufeinander.
Schnittmengen und Widersprüche werden sind nun auch auf der Bühne sichtbar. Bei einem Pärchen unter der Bettdecke zum Beispiel: Sie möchte ihm etwas zeigen — nur ihm: „Schalte doch bitte die Kamera aus.“ Oder ein anderes Mädel möchte gern von einem jungen Mann geküsst werden und ist ganz überrascht, dass ihre Inszenierung nicht zu der ersehnten Liebeserklärung führt.
„Was ist im Zeitalter der Medialisierung die Wahrheit?“, hat sich das Stadtjugendtheater gefragt. Der Titel „Fehlbesetzt“ fängt ein, wie sich der Mensch in der Mediengesellschaft stetig spiegelt und möglicherweise feststellt, dass er gar keine Hauptrolle auf der Bühne des Lebens spielt.
Dabei haben sich die Theaterleute die Unterstützung eines Medienfachmanns gesichert. Nils Voges vom Krefelder Künstlerkollektiv Sputnic, das unter anderem für das Dortmunder Schauspielhaus arbeitet, liefert die Technik. Er zeichnet verantwortlich für die Projektionen, das Videodesign und das Bühnenbild: „Das sieht aus wie eine Lan-Party“, sagt Voges. Solche Events sind wie das Leben im Hier und Jetzt — komplett vernetzt.