Theater Premiere mit drei Leben in unvergessenen Liedern
Premiere: Marlene, Judy, Marilyn — ein unterhaltsamer Abend mit den schillernden Diven aus Hollywood.
Krefeld. Marlene Dietrich, Judy Garland und Marilyn Monroe — bereits eine dieser Biografien enthält reichlich Stoff für ein Theaterstück. Umso waghalsiger erscheint es, einen Abend gleich allen drei Damen zu widmen. Mit seinem eigens für das hiesige Theater geschriebenen Stück „Marlene, Judy, Marilyn — Endstation Hollywood“ ist Roland Hüve dieses Experiment gelungen. Ein begeistertes Publikum feierte den Regisseur und seine Darstellerinnen jetzt bei der Uraufführung im Krefelder Theater.
Ein fiktives Treffen der Diven ist der Ausgangspunkt für den musikalisch-szenischen Abend, der ohne Pause in 90 Minuten Spielfilmlänge durchgespielt wird. Ort der Begegnung ist eine Künstlergarderobe, in der die drei sich auf ihre letzten Auftritte vorbereiten.
Für den Zuschauer wird der auf der Vorbühne aufgebaute Raum zum Blick hinter die Kulissen. Ein langer Schminktisch mit Spiegeln, eine Kleiderstange voll glitzernder Kostüme, Sitzmöbel und jede Menge Blumen (Bühne und Kostüme Siegfried E. Mayer).
Im Halbdunkel betritt Susanne Seefing im Hosenanzug und mit Baskenmütze à la Marlene Dietrich die Szene. Sie lauscht ihrem Applaus, trinkt Champagner und stimmt Cole Porters „I Get A Kick Out of You“ an. Als sichtlich angetrunkene und schlampig gekleidete Judy Garland platzt Gabriela Kuhn dazwischen und versucht der Kollegin die Schau zu stehlen.
Natürlich zu spät betritt Debra Hays die Bühne, um als Marilyn Monroe ihr Geburtstagsständchen für Präsident Kennedy anzustimmen. Das war im Mai 1962, wenige Wochen vor ihrem mysteriösen Tod. Judy Garland und Marlene Dietrich bereiten sich dagegen auf ihre Konzertauftritte von 1969 und 1975 vor.
Doch im Theater ist dieses Zusammentreffen über die Zeiten hinweg möglich. Ein weiterer Kunstgriff ist, dass die drei Darstellerinnen allmählich in die Rollen der Stars schlüpfen und erst im Lauf des Abends mit dieser verschmelzen. Als Marlene, Judy und Marilyn beginnen sie, aus ihrem bewegten Leben zu erzählen, dazwischen singen sie viele ihrer berühmten Songs.
Diese werden von einer wunderbaren vierköpfigen Band gespielt (Leitung und musikalische Arrangements Heinz Hox) und bilden die Glanzpunkte des Abends. Der Übergang zwischen Dialogen und Liedern gelingt fließend, denn viele der Songs spiegeln das Leben der Frauen perfekt wider. Die drei Sängerinnendarstellerinnen punkten dabei vor allen in den stilleren Momenten.
So berührt Debra Hays mit der aus „Some Like It Hot“ bekannten Nummer „I’m Thru With Love“. Gabriela Kuhn zeigt eindrucksvoll die Einsamkeit und Verzweiflung der Garland in der Ballade „Last Night When We Were Young“.
Susanne Seefing trifft vor allem mit dem berühmten „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ den besonderen Ton und die Coolness der Dietrich. Insgesamt gelingt es allen dreien souverän, gegen die vielen Bilder, die man von den Originalen im Kopf hat, anzuspielen.
Etwas eindimensional ist dagegen die Betonung der Schattenseiten des Ruhmes. Denn bei aller Tragik hatten diese Frauen sicher auch außerhalb der Bühne ihre glücklichen Momente. Doch dank der Musik und der Darstellerinnen unterhält der Abend bestens, was wohl auch die vorrangige Absicht ist.