Publikum will nicht nur Japaner und Russen hören

Der künstlerische Leiter von Kawai Europa zieht für 2017 eine positive Bilanz — und sieht dabei optimistisch ins Jahr 2018.

Foto: Archiv Andreas Bischof

„Die ersten Leute haben schon für das Eröffnungs- und Abschlusskonzert unserer Meisterkurse im März ihre Karten reserviert“, freut sich Philipp Potz. Dafür hat der künstlerische Leiter von Kawai Europa eine Erklärung: „Dina Joffe, die diesjährige Dozentin der Meisterkurse, lehrt derzeit in Aachen und darum haben wir bereits zirka 20 Reservierungen aus dem Aachener Raum.“

Aber auch eine „Weltpremiere“ ist mit dem Eröffnungskonzert am 25. März verbunden: Dina Joffe wird gemeinsam mit ihrem Ehemann, dem Geiger Michael Vaimann, auftreten, der die Sonate für Cello in g-Moll op. 65 von Frederic Chopin für Violine und Klavier arrangiert hat. So wird es an diesem Klavierabend zu einer Uraufführung kommen.

Für die vergangene Saison kann Potz drei Höhepunkte in der Reihe der elf Kawai-Konzerte ausmachen. Dazu gehört für ihn ebenso das Eröffnungskonzert der Meisterkurse, bei dem der Dozent Kevin Kenner sich als exzellenter Fachmann und Interpret des Werks von Frederic Chopin vorgestellt hat. Als die beiden anderen herausragenden Konzerte des Jahres 2017 nennt Potz die Auftritte von Marie-Ange Nguci und Viviana Lasaracina.

Es ist bemerkenswert, dass in seinem Urteil und der üblichen Überzahl von Pianisten aus dem Osten Europas und Asiens es gerade eine Französin und eine Italienerin sind, die mit ihren Klavierabenden besonders positiv in Erinnerung sind. „Wir suchen mit Absicht auch europäische Pianisten. Das wird von den Gästen eingefordert, dass nicht nur Japaner oder Russen hier spielen,“ sagt Potz, der gemeinsam mit zwei Klavierstimmern, die auf den großen Klavierwettbewerben in Asien und Europa unterwegs sind, das Artistic Service Team bildet, das die Pianisten für die Auftritte in Krefeld auswählt.

So gehören Besuche des Frederic-Chopin-Wettbewerbs in Warschau, des Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau und der drei größten Klavierwettbewerbe in Japan — natürlich auch demjenigen in Hamamatsu, der Heimatstadt der Firma Kawai — sowie der wichtigsten in Europa dazu.

„Wir achten dabei auf eine hohe Musikalität und ausgereifte Technik, so dass die Pianisten auch aus einem Konzertflügel feinste Nuancen herausholen können“, erklärt Potz und vergleicht dabei das professionelle Spielen eines Kawai-Konzertflügels mit dem Fahren eines Ferraris.

Eine besondere Vorliebe für die Instrumente von Kawai sollten die Pianisten besitzen, um eine Unterstützung und Förderung durch das japanische Unternehmen zu erlangen. Bis zu vier Klavierbau-Firmen sind mit Flügeln auf den großen Wettbewerben vertreten, und die Kandidaten können sich aussuchen, auf welchem Instrument sie spielen möchten. Bei der Programmauswahl für die Auftritte in Krefeld greift Potz wenig ein: „Wir überlassen das zu 90 Prozent den Pianisten, die sich mit diesen Stücken auf Wettbewerbe vorbereiten oder eben vortragen, was sie gerne spielen.“

Besonders in Mode scheint derzeit Josef Haydn zu sein. Bei vier Konzerten wird er mindestens erklingen. Ein Blick über das gesamte Jahresprogramm der Kawai-Konzerte zeigt, dass man sich auf die etablierten mehr oder weniger alten Meister beschränkt. Da muss man herausheben, dass ein einziger Pianist einen Sprung über rund hundert Jahre Musikgeschichte des modernsten Komponisten im Programm der anderen wagt. Han Chen spielt am 7. Dezember die 2014 komponierte Sonate für Piano von Steven Stucky (1949-2016).