Auf den Spuren von Johannes Itten

Karin Thönnissen porträtiert den Künstler und Lehrer, der einst in Krefeld lebte.

Foto: WZ-Archiv

In einer schön gestalteten Reihe der Weimarer Verlagsgesellschaft hat die Krefelder Kunsthistorikerin Karin Thönnissen jetzt einen neuen Band vorgelegt: „Johannes Itten. Leben in Form und Farbe“ erschien 49 Jahre nach dem Tod des Porträtierten und zwei Jahre vor seinem 130. Geburtstag. Johannes Itten wurde 1888 in Süderen in der Schweiz geboren. Er starb 1967 in Zürich. Viele Jahre seines Lebens hat er allerdings im Ausland verbracht. Diese Zeiträume sind Gliederung für Karin Thönnissen. Allerdings greift sie in der Chronologie auch vor und zurück und erklärt manches Phänomen erst an späterem Ort, was Unklarheiten schafft.

Johannes Itten wuchs in der Schweiz auf. Er begann ein Studium der Kunst in Genf, was er nach einem Semester wieder aufgab. Sein Augenmerk galt den Reformideen und nicht dem Unterricht nach dem Muster einer Akademie. Itten verlegte sich auf das Studium der Naturwissenschaften und wurde so Sekundarlehrer. Gleichzeitig malte er viel. 1913 begann Ittens Zeit in Stuttgart. 1916 ging er für drei Jahre nach Wien. Von 1919 bis 1923 unterrichtete er in Weimar. Diesem Abschnitt gibt die Autorin 30 Seiten Raum und erklärt hier auch, was es mit der esoterischen „Mazdaznan“-Bewegung auf sich hatte, der Itten bis zu seinem Tod angehörte.

Sicherlich ist es dem Erscheinungsort des ockergelben Buches zu schulden, dass gerade Weimar mit einem bebilderten Stadtrundgang zu den Lebensorten Ittens ein weiteres Kapitel erhält. Im vorderen Klappumschlag ist dazu auch ein Stadtplan verzeichnet: „Auf den Spuren von Johannes Itten.“ Seine weiteren Stationen sind das schweizerische Herrliberg (1923-25), Berlin bis 1934 und, überlappend, Krefeld von 1932 bis 1938. Von hier ging Itten noch ein Jahr nach Amsterdam und verbrachte von 1939 bis zu seinem Tod 1967 sein Leben in Zürich. Seinen pädagogischen Ansatz und seine Lehre und die damit verbundenen Auseinandersetzungen mit anderen Lehrmeinungen finden Eingang in dieses 160-seitige Buch. Ein Personenregister und die Quellenangaben sind hilfreich. Auch hat die Autorin allen Menschen, denen Itten begegnete, die Lebensdaten beigefügt. Die in sehr guter Qualität gedruckten Illustrationen in dem Buch bieten einen ausgezeichneten Blick auf die künstlerische Entwicklung Ittens je nach den Einflüssen der Zeit. In ihrer Einführung schreibt Thönnissen: „Die biografischen Daten und Fakten dieser Biografie stammen im Wesentlichen aus Ittens eigenen Texten.“

Thönnissen beschreibt in ihrem Buch den beruflichen Werdegang und künstlerisches Arbeiten. Die Informationen zur Familie Ittens sowie zu seinen freundschaftlichen und gesellschaftlichen Begegnungen sind spärlich. Man darf vermuten, dass Itten diesem Teil seines Lebens in seinen Aufzeichnungen wenig Raum gegeben hat. Auch findet der Erste Weltkrieg kaum Erwähnung. Das verwundert, denn er begann in Ittens 20er Jahren und hat seine Zeitgenossen enorm geprägt. Leider sind dem Lektorat ein paar sprachliche Schnitzer entgangen. Das ist bei der offensichtlichen Akribie der Recherche bedauerlich. Dass das Renommee einer Berliner Schule mit der Absolventin Leni Riefenstahl und den Kindern des Reichspropagandaministers Joseph Goebbels begründet wird, darf nicht geschehen. Insgesamt: Ein informativer Band mit auch zehn Seiten über Ittens Zeit in Krefeld.