Reise in die Tiefen der Unterwelt
Die Oper „Orpheus und Eurydike“ feiert am Samstag Premiere. Zuschauer können sich auf eine etwas andere Fassung freuen.
Schöne Musik, eine packende Handlung und neunzig Spielminuten ohne Pause: Das sind die Zutaten der Oper „Orpheus und Eurydike“ von Christoph Willibald Gluck, die am Samstagabend Premiere im Theater Krefeld feiert. „Es ist eine Oper für Einsteiger“, sagt Regisseur Jakob Peters-Messer. Die antike Geschichte vom Sänger Orpheus, der seine verstorbene Frau Eurydike aus der Unterwelt zurückholen möchte, ist laut Peters-Messer ein Weltmythos. „Die Überwindung des Todes ist ein Thema, was uns alle betrifft, es ist auch ein Tabuthema“, sagt er.
Zugleich geht es auch um die Kraft der Musik, die das Negative überwinden und die Welt menschlicher machen kann. Das Thema Musik und Kunst sprachen bereits vor Gluck andere Komponisten an, und so kann man Claudio Monteverdis Version des Stoffes als Geburtsstunde der Oper sehen. Gluck ging im 18. Jahrhundert neue Wege: „Er wollte eine einfache und klare Sprache, weg von der Künstlichkeit der Barockoper“, erklärt der Regisseur.
Konzentration und Klarheit sind auch für seine Interpretation wichtige Begriffe. Die klare Gliederung des Werkes in drei Akte, in denen die Schauplätze von der Unterwelt bis zum Elysium reichen, soll bereits äußerlich deutlich erkennbar sein. Zerstörung auf der einen und Heilung auf der anderen Seite sind die Themen, die für die Umsetzung der übernatürlichen Welten Gestalt annehmen.
Neben Orpheus und Eurydike gibt es mit Amor nur noch eine weitere Figur. Als Gefährte von Orpheus, aber auch als Kommentator des Geschehens spielt er vor allem am Anfang und Ende der Oper eine wichtige Rolle. Die klare Struktur des Werkes und das zeitlose Thema vom Tod und dessen Überwindung werden sich auch in der Ausstattung widerspiegeln. „Der Stoff ist zu groß, um ihn in einer bestimmten Zeit zu verhaften“, sagt Peters-Messer.
So sind die Kostüme weder antik noch modern, sondern von einer gewissen Zeitlosigkeit. Das gilt auch für den Raum, der nicht nur verschiedene Welten, sondern auch das Innere des Künstlers Orpheus widerspiegeln soll. Dieser klaren, reduzierten Sprache steht eine reichhaltige Musik gegenüber. Eine zentrale Rolle kommt dem Chor zu, und ein weiteres wichtiges Element ist der Tanz. Ballettdirektor Robert North hat dafür eine Choreographie erarbeitet, bei der es immer wieder zu Interaktionen zwischen Sängern und Tänzern kommt.
Solisten, Chor und Tänzer machen das Ganze zu einem Gesamtkunstwerk aus Musik und Tanz. Für den Regisseur war es interessant, die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu beobachten. „Mit den Sängern wird immer viel geredet, bei den Tänzern geht das wesentlich leiser zu“, sagt er. Gesungen wird in italienischer Sprache, was im Wesentlichen der Fassung entspricht, die 1762 in Wien uraufgeführt wurde. Mit einigen Veränderungen ist jetzt vom Regieteam eine Krefelder Fassung erstellt worden.
Die musikalische Leitung hat Gastdirigent Werner Ehrhardt, der ein ausgewiesener Spezialist für alte Musik ist. Um den entsprechenden Klang zu erzielen, kommen zwei neu für das Orchester angeschaffte Barocktrompeten zum Einsatz.