Konzert in der Kufa Saxophonist zeigt Weltklasse-Niveau
Der Jazzer Rudresh Mahanthappa holt mit seiner Band Charlie Parker in die heutige Zeit. Dabei erfindet er die Stücke neu.
Krefeld. Er schon wieder. Zum vierten Mal kam Saxophonist Rudresh Mahanthappa, New Yorker mit indischen Wurzeln, nach Krefeld, wieder auf Einladung des Jazzklubs Krefeld und dieses Mal in die Kulturfabrik. Mahanthappa und sein Quintett waren auf der Durchreise zum großen North Sea Jazz Festival in Rotterdam und präsentierten das Album „Bird Calls“, vom wichtigsten Jazz-Fachblatt Downbeat gerade zur Platte des Jahres gekürt.
Fiebrig, pulsierend, energiegeladen, das war schon die Musik, die der Altsaxophonist Charlie Parker (1920-1955), genannt Bird, spielte und die als Bebop in die Geschichte eingegangen ist. Mahanthappas Stücke nehmen Bezug auf Parker-Kompositionen, transformieren das Material aber so komplex in eine zeitgenössische Sprache, dass autonome Werke entstanden sind.
Knapp 100 Zuschauer wollten Mahanthappa in der Kufa hören und mussten im ersten Set einen misslungenen Sound in Kauf nehmen. Insgesamt war die Band für eine Jazzformation zu laut und intransparent abgemischt, nach der Pause war der Sound besser.
Der mangelhafte Klang ließ jedoch keinen Zweifel daran, was für eine virtuose Truppe sich Mahanthappa da zusammengestellt hat. Pianist Matt Mitchell erinnert mit seinen Miniclustern an Parkers Pianist Theolonius Monk. Nicht so explosiv wie einst Dizzy Gillespie oder elegant wie später Miles Davis, aber für seine 21 Jahre schon mehr als gestanden präsentiert sich Trompeter Adam O’Farill.
Kontrabassist François Moutin brilliert mit einer Geläufigkeit über alle Lagen hinweg, die für sein Instrument sehr selten ist, und Drummer Rudy Royston spielt ein Jazzschlagzeug auf der Höhe der Zeit, verbindet schwere Grooves mit flüchtigem Pulsfeeling.
Mahanthappa schließlich ist der Meister unter diesen Könnern. Was er mit Überblas- und anderen -techniken an Tönen aus seinem Altsaxophon herausholt, steht in keinem gängigen Lehrbuch, seine Geläufigkeit ist herausragend. Das Energielevel der Band ist immens hoch. Fast schon ermattet, aber mit der Gewissheit, eine der besten Bands im heutigen Jazz gesehen zu haben, spendete das Publikum viel Applaus.