Schlussapplaus: Ines Krug – sanft, grausam und voller Leidenschaft

Sechs Jahre lang hat Ines Krug am hiesigen Theater ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt. Nun verlässt sie die Bühnen.

Krefeld. Der Weg zum Theater war für Ines Krug nicht besonders gradlinig. In ihrer Heimatstadt Karlsruhe hat sie zwar als Jugendliche auf der Bühne gestanden, das danach aber nicht weiter verfolgt. Das Elternhaus war nicht gerade kulturbegeistert, obwohl die Mutter ein Theater-Abonnement besaß.

Ines Krug studierte Anglistik und Romanistik - doch dann kam Senfsamen. In einer Heidelberger Studentengruppe konnte sie in Shakespeares "Sommernachtstraum" die Rolle der gleichnamigen Fee ergattern, und damit war es um sie geschehen. Anglistik und Romanistik ade, hallo Schauspielausbildung. Am Krefelder Stadttheater spielt Krug seit 2004, nach dem Sommer geht sie ans Schauspiel Essen.

An der renommierten Otto-Falckenberg-Schule in München hat sie bis 1990 gelernt, erste Engagements führten an die Theater Bielefeld, Konstanz und Heidelberg. Ab 2002 war sie frei tätig, unter anderem in Aachen und Bonn. Das bisher längste Engagement - immerhin sechs Jahre hat es gedauert - erlebte sie dann hier am Niederrhein.

"Das war eine große Bandbreite an Rollen, ich konnte sehr unterschiedliche Dinge machen", blickt Krug zurück. Sie war die Amelia in "Sanft und grausam", die eifersüchtige Gattin eines Kriegshelden. In Horvaths "Der jüngste Tag" hat sie die Frau des Stationsvorstehers Hudetz gespielt, auch dies eine von Eifersucht geplagte Frau. Große Rollen waren die leidenschaftliche Martha in "Wer hat Angst vor Virginia Wolff" und die trauernde Hekabe in "Die Troerinnen".

Für Krug aber ist weniger die Größe der Rolle wichtig, entscheidender sei für sie die Konstellation bei der Arbeit, konkret die Zusammenarbeit mit dem Regisseur. So schwärmt sie von Bruno Klimek, mit dem sie Martha und Hekabe einstudiert hat: "Der lenkt wie selbstverständlich, man merkt es manchmal kaum."

An Bernarda Horres, mit der sie öfter zusammengearbeitet hat, schätzt sie den zugleich liebevollen und schonungslosen Blick auf die Figuren. Damit gelinge es der Regisseurin zusammen mit den Schauspielern, den Rollen Vielschichtigkeit und Tiefe zu verleihen. Mit Horres arbeitet Krug auch an ihrer letzten Krefelder Rolle, die Konsulin in den "Buddenbrooks" nach Thomas Mann.

Mit der niederrheinischen Mentalität konnte sich die Badenerin Krug nie so recht anfreunden. Vielleicht hatte sie aber auch die falsche Erwartungshaltung, räumt sie ein. Aus der Ferne habe Krefeld für sie zum Ruhrpott gehört. Dafür schätzt sie die Landschaft, die sie in langen Radtouren erkundet hat. Und Freunde hat sie in Krefeld auch gewonnen: Allein deshalb wird von Essen aus ihr Kontakt zur alten Wirkungsstätte nicht abreißen.

Letzte Auftritte: 10. und 16. Juli als Konsulin in "Buddenbrooks".