Schönhausen-Chor: Hörgenuss aus allen Richtungen
Krefeld. Ein Text in drei verschiedenen Vertonungen bildete den roten Faden im Konzert des Schönhausen-Chors am Sonntagabend. Die Verse 11 und 12 des 91. Psalms „Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir . . .“ boten die Sänger unter der Leitung von Joachim Neugart in der Ausführung des litauischen Komponisten Vytautas Miskinis (geboren 1954), des Romantikers Mendelssohn-Bartholdy sowie des 1979 geborenen Simon Wawer dar.
Höhepunkt war jedoch die deutsche Erstaufführung einiger Sätze der „Messe pour Saint Sulpice“ für Chor und Orgel von David Briggs. Das Werk des englischen Orgelvirtuosen und Komponisten (Jahrgang 1962) wurde erst im Mai 2011 in der Pariser Kirche Saint Sulpice uraufgeführt.
Dabei übernimmt die Orgel eine bedeutende Rolle, sie ist mehr als nur begleitendes Instrument. Dies wurde auch bei der Auswahl der Stücke in der Lutherkirche deutlich, mit Stefan Palm an der Walcker-Orgel.
Schon in der „klassischen“ Verteilung der rund 60 Sänger im Chorraum der Kirche war ihr Vortrag und das Zusammenspiel mit der Orgel ein hochkarätiger Genuss, doch es gab noch eine Steigerung. Die Musiker nutzten die Architektur der Lutherkirche mit dem breiten Mittelschiff in wunderbarer Weise aus, indem sie sich in mehreren Variationen im Raum verteilten und fast in einem Kreis um die mittleren Bankreihen aufstellten. Da befand man sich als Zuhörer plötzlich mitten im Chor, beispielsweise im Sopran, und erlebte die unterschiedlichen Stimmen aus verschiedenen Richtungen.
Die zauberhaften Engelsgesänge des 91. Psalms in den drei Variationen, aber auch der Ruf „O Lord, support us“ von Briggs wurden so zu einem ganz besonderen Hörgenuss. Mit diesem meditativen Gesang, dem die Walcker-Orgel eine würdige Untermalung gab, fand das Konzert seinen ersten Abschluss.
Doch der Applaus eines begeisterten Publikums konnte den Musikern zwei Zugaben entlocken. Somit wurde der himmlische Ausklang noch verlängert.