Serie "Schlaglichter der Sammlung": Madonna glänzt wie vor 500 Jahren

Restauratoren haben das Relief von Jacopo Sansovino aufwendig wiederhergestellt. Dadurch wird seine wechselvolle Geschichte sichtbar.

Krefeld. Die stolze Mutter hält ihren Sohn in den Armen und ist vollkommen in seinen Blick vertieft. Golden glänzt ihr Mantel, rosig und eben ist ihre Haut. Ihr Alter sieht man dieser Madonna nicht an.

Das war vor kurzem noch anders. Denn die Jahrhunderte und zahlreiche plastische Eingriffe hatten ihr zugesetzt. 2009 wurde das Relief „Mutter mit Kind“, das um 1550 entstanden ist, mittels des Restaurierungsprogramms Bildende Kunst des Landes wiederhergestellt. „Die Restauratoren wollten die Substanz erhalten und sich dem ursprünglichen Zustand nähern“, sagt Thomas Janzen von den Kunstmuseen.

Und das ist ihnen gelungen. Mit Mikroskopen, Skalpellen und feinen Pinselstrichen gaben sie dem Relief seine Plastizität zurück und machten malerische Details wieder sichtbar. Nun offenbart das Werk auch seine lange Geschichte. Das Kopftuch der Madonna sowie die helle Haut sind originalgetreu. Das braune Kleid, der lange ockerfarbene Schal, in den das Kind gewickelt ist, und die Haare zeigen dagegen eine Nachbearbeitung. Auch der dunkelblaue Himmel mit goldenen Sternen ist bereits die zweite Fassung. Fragmente der ersten — helleren — sind in den Randbereichen freigelegt worden.

„Für Madonnen-Reliefs wie dieses gab es in der Renaissance einen großen Markt“, erklärt Janzen. „Doch das Krefelder Exemplar ist etwas Besonderes.“ Zum einen ist sein Urheber, Jacopo Sansovino, ein berühmter Bildhauer und Architekt. Vor allem in Venedig hat er seine Spuren hinterlassen. So errichtete er zum Beispiel die Loggetta am Fuß des Markusturms und schuf die Marmorskulptur „Die zwei Giganten“ im Dogenpalast.

Mit den Madonnen-Reliefs ging der gebürtige Florentiner in Serie. Dafür nutzte er die bereits im 14. Jahrhundert bekannte Cartapesta-Technik, die in Venedig noch heute bei der Herstellung von Masken angewendet wird. Ähnlich wie bei Pappmaché wird aus zerkleinerten Pflanzenfasern und Leim eine zähe Masse hergestellt. Sansovino füllte sie in Formen und nagelte die einzelnen Reliefstücke auf ein Holzbrett, um sie zu bemalen. „Das ist natürlich keine Technik für die Ewigkeit“, sagt Janzen. Nur elf Exemplare sind erhalten.