Rennbahn Sinfoniker jagen mit dem Phantom durch die Oper

Krefeld. Für eine „Kino-Sinfonie“ auf der Rennbahn ist kein edler Zwirn, kein Kostümchen angesagt. Auch nicht, wenn das Open-Air-Konzert mitten im August stattfindet. Am Samstagabend war es sinnvoll, die Outdoor-Mode für den Herbst zu lüften und sich möglichst warm eingepackt auf die Tribünenränge zu setzen.

Foto: Dirk Jochmann

Unter diesen äußeren Umständen war es auch nicht überraschend, dass die zweite Vorstellung des Stummfilm-Klassikers „Phantom der Oper“ aus den 20er-Jahren mit Livemusik der Niederrheinischen Sinfoniker nicht ausverkauft war.

Die Temperaturen waren hart an der Grenze von 16 Grad, bei denen die Musiker noch ihre Instrumente bedenkenlos spielen können und die Gefahr des Verstimmens verantwortbar war.

In einem Zelt rechts neben der Leinwand hatte man den rund 60 Orchestermitgliedern eine Bühne gebaut. Als besondere Ausstattung besaß der Dirigent Andreas Fellner neben seinem Notenständer noch einen Monitor, auf dem er den Verlauf des Filmes mitverfolgen konnte.

Schließlich war es erstrebenswert, dass die Musik die Stimmung der jeweiligen Filmsequenzen unterstrich.

Die Musik, die die Sinfoniker zum historischen Film mit englischen Texten und deutscher Übersetzung spielten, stammte erst aus dem Jahre 1996. Der amerikanische Komponist Carl Davis (*1936) schrieb diese Nachvertonung.

Im Vorspann schaffte das Orchester schon eine leicht dramatische, gruselige Stimmung. Auch die erste Bewährungsprobe, passend zum Ballett in der Pariser Oper zu spielen, meisterten sie. Witzig war der Unterschied, wie im Film der Maestro mit dem Dirigentenstab theatralisch dirigiert und wie gelassen cool sein Berufskollege im echten Leben arbeitet.

Eine Schwäche offenbart sich erstmals in der Szene, als das Phantom der Sängerin seine Liebe gesteht und Christine mit nur verständlichem Entsetzen auf dieses Geständnis reagiert. Da säuselt die Musik als nichtssagender Klangteppich. Sicherlich in erster Linie ein Versäumnis des Komponisten, aber vielleicht hätte man die Situation auch etwas besser mit den vorgegeben Noten unterstreichen können.

Solche Abschnitte kommen häufiger vor. Doch in den großen dramatischen Momenten des Films, beispielsweise als der Kronleuchter im voll besetzten Theatersaal abstürzt oder die wilde Verfolgungsjagd der Massen läuft, aber auch bei den Ballszenen in der Oper stimmen Inhalt und Musik überein. Das Publikum ist mit diesem nicht alltäglichen Film- und Konzertabend sichtlich zufrieden und spendet begeisterten Applaus.