St. Josef: Die Mühe des Orgelspiels

Der berühmte Improvisator Wolfgang Seifen gibt ein Konzert.

Krefeld. Ein außergewöhnliches Orgelkonzert konnten Musikliebhaber jetzt in St. Josef an der Roßstraße erleben. Der dortige Förderkreis für Kirchenmusik veranstaltete ein Konzert mit dem international renommierten Organisten Wolfgang Seifen, der auf der kürzlich restaurierten Stockmann-Orgel ein eindrucksvolles Improvisationskonzert spielte.

Seifen war viele Jahre Organist an der Marienbasilika in Kevelaer und unterrichtet als Honorarprofessor an Berlin Improvisation und liturgisches Orgelspiel. Er ist Titularorganist an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und hat sich auch als Komponist einen Namen gemacht. So hat er anlässlich des 80. Geburtstages von Papst Benedikt als Auftragswerk eine Missa Solemnis geschrieben, die letzten Herbst im Petersdom aufgeführt wurde.

Für das Konzert in St. Josef hat Seifen ebenfalls eigene Kompositionen ausgewählt, eine sinfonische Fantasie und Fuge, sowie eine fünfsätzige Sinfonie "Pour grand orgue". Dazwischen spielte er drei kurze Choralbearbeitungen, deren zugrunde liegende Lieder aus dem "Gotteslob" zuvor das Publikum auswählen durfte. Scheinbar mühelos improvisierte der Meister zu Liedern wie "Schönster Herr Jesu" und "Singt dem Herrn ein neues Lied".

Besonders spannend dabei war, dass man Seifen bei seinem Spiel direkt beobachten konnte. Eine Kamera und eine vor dem Altar errichtete Leinwand machten dies möglich. So konnte man sehen, was man beim Hören der teilweise sehr expressiven Stücke nur ahnen konnte.

Das Orgelspiel, zumal bei dem Tempo mancher jetzt gespielten Stücke, erfordert totalen körperlichen Einsatz. Die Forte-Passagen der Sinfonie brachten den Kirchenraum zum Dröhnen, während Seifen im Adagio der Orgel geradezu mystische Klänge entlockte. Das Publikum war begeistert und erhob sich am Schluss spontan vor diesem Virtuosen. MP