The Bliss: Zu eigenwillig und zu gerade

Das Sextett kann im Jazzkeller nur wenige Zuhörer begeistern.

Krefeld. Das englische Wort bliss bedeutet auf Deutsch Glückseligkeit, das Sextett The Bliss gastierte jetzt im Jazzkeller und konnte sich Anerkennung erspielen. Glückseligkeit stellte sich höchstens bei den Fans von Fortuna Düsseldorf ein, die in der Konzertpause auf dem Flatscreen des Kellers das 2:1 der Fortunen gegen Hertha BSC im Relegationsspiel um den Aufstieg in die Bundesliga erleben konnten.

Die Kölnerin Katrin Scherer (Altsaxophon, Flöte) leitet die Band und komponiert auch den Großteil der Stücke. Ihre Kompositionsprinzipien sind inspiriert von dem bekannten französischen Komponisten Olivier Messiaen. Das muss man hier nicht näher erklären, hören konnte man, dass die Harmonien und die den Themen wie auch den Improvisationen zugrundeliegenden Tonarten den Rahmen des Herkömmlichen verlassen.

Nun stellt sich beim Hören von Musik ein gutes Gefühl zum Beispiel dann ein, wenn die Hörer unbewusst vorwegnehmen können, was als nächstes passiert, wenn also Erwartungen erfüllt werden. Jazz — ganz allgemein gesprochen — erschwert den Weg zu dieser Erfüllung sowieso schon, zum Beispiel im Vergleich zu Popmusik.

Der Klangkosmos von The Bliss aber erwies sich als ein so eigenwilliges Universum, dass man im Jazzkeller lediglich die Chance hatte, sich ein wenig einzuhören. Anfreunden konnte man sich mit dem sperrig-spröden Charakter der Musik kaum.

Mal elegische, dann wieder enervierend laute, oftmals mehrstimmige Sätze des Bläsertrios in der Frontlinie — neben Scherer agieren hier Sven Decker (Tenorsaxophon, Klarinette, Bassklarinette) und John-Dennis Renken (Trompete) — werden zwar manchmal von kantig-rockigen Grooves der Rhythmusgruppe geerdet. Doch wenn Andreas Wahl (Gitarre), Sebastian Räther (Kontrabass) und Christian Thomé (Schlagzeug) dann auch noch ins Ungefähre des ungebundenen Spiels abgleiten, dann ist man als Hörer bei The Bliss soweit von Glückseligkeit entfernt, wie nun höchstwahrscheinlich Hertha BSC vom Klassenerhalt.