Magazin-Schätze: Das Geheimnis des Panthers aus dem römischen Reich
Einen bronzenen Schlüsselgriff hielten die Archäologen zunächst für Abfall — bis sich ein edles Raubtier herausschälte.
Krefeld. In den Tiergärten der römischen Aristokratie wurden gerne fremdländische Spezies gehalten: „Man liebte die exotischen Tiere“, sagt Christoph Reichmann, Chef des Museums Burg Linn. Und so fanden Panther und Elefanten, Gazellen und Löwen Eingang ins antike Design.
Berühmt ist der kultische Kessel aus Gundestrup in Dänemark, auf dem ein Schmied viele bekannte Tiere und auch Fabelwesen abgebildet hat. „Dieser Kessel stammt wohl aus Gallien“, weiß Archäologe Reichmann. Im keltischen Fürstengrab in Hochdorf fand man übrigens auch Löwen.
Ein ganz besonderer Fund aus dem Gelleper Römer-Kastell ist ein nachgebildeter Panther in handlicher Größe. Ein Zufallsfund, denn anfangs war er bloß ein unförmiger Klumpen. Auf der Suche nach Großbronzen wurde er genauer angeschaut, doch eigentlich hielt man das Gebilde für Abfall.
Erst Restauratorin Christine Linke konnte die kleine Bronze herausschälen — ein Grabungsfund aus dem vergangenen Jahr. „Das ist hier ein besonderes Einzelstück“, sagt Reichmann. „Die beste Parallele dazu findet sich in der heutigen Schweiz.“
Der bronzene Panther, geradezu ein Handschmeichler, war der Schlüsselgriff für einen Kasten. Weder Schlüssel noch Kasten sind erhalten, aber man stellt sich gern vor, welch wertvolle Dinge sein Besitzer darin aufbewahrte.
Die Gestaltung diente auch der Wissensübermittlung: Die Bilder aus der Fremde wurden weitergegeben. Und natürlich ist daran auch die Ausdehnung des Reiches, sein Einflussgebiet abzulesen. In Wesseling fanden Wissenschaftler einen Löwenkopf mit Mähne, der dieselbe Funktion hatte, auch er ein Einzelstück.
Weniger exotisch sind die etwas häufiger vorkommenden Pferdeköpfe als Schlüsselgriff. Denn Pferde gehörten zum römischen Alltag im Kastell am Rhein. Die in Gellep gefundenen Pferdeköpfe sind im Museum Burg Linn in der ständigen Ausstellung zu sehen. Man kann sie sogar als Nachbildungen kaufen. Der Schlüsselbart, der in den Griff hineingesteckt wird, ist heute aus Eisen. Der Pferdekopf aus Bronze ist die Replik eines Fundes aus de dritten Jahrhundert.