Tanzabend: Der Tod lässt Leere zurück

Die koreanische Choreografin Eun-Silk Park packt die Themen Verlust und Trauer in einen intensiven Tanzabend.

Krefeld. Der Verlust eines nahe stehenden Menschen ist für jeden ein einschneidendes Erlebnis. Der Umgang mit Verlust und Trauer ist dagegen sehr individuell. Ein geeignetes Ausdrucksmittel dafür ist der Tanz, was viele klassische und moderne Choreografien immer wieder thematisiert haben.

In ihrem ersten abendfüllenden Stück „Stay“, das jetzt in der Fabrik Heeder Premiere feierte, hat sich auch die Choreografin Eun-Silk Park damit auseinandergesetzt. In einem mit weißen Stoffbahnen begrenzten Raum lässt sie in unterschiedlichen Konstellationen drei Tänzer und zwei Tänzerinnen eine Stunde lang agieren. Der wechselnd beleuchtete Raum symbolisiert die Leere, die Trauernde empfinden.

Mit expressiven, manchmal auch vorsichtig tastenden Bewegungen versuchen die Personen vergeblich, irgendwo Halt zu finden. Meist agiert jeder für sich, es gibt Blickkontakte, aber eine richtige Kommunikation entsteht nicht.

Mit weißem Hemd und schwarzem Rock ist ein Tänzerpaar gleich gekleidet, was auf eine Verbindung hindeutet. Die Choreografin hat sich von einer Erzählung inspirieren lassen, bei der ein Mädchen und ein junger Mann mit den Folgen eines Autounfalls konfrontiert werden. Das Mädchen hat dabei seinen Freund verloren, der junge Mann als einziger Überlebender seinen Bruder. Beide versuchen auf unterschiedliche Weise, das Unglück zu verarbeiten.

Um das darzustellen, bedient sich Eun-Silk Park mehrerer Ebenen. Stimmungsvolle Videosequenzen (Thilo David Heins) bilden eine Gegenwelt zu der großen Leere. Sie zeigen die Akteure im Wald beim asiatischen Kampfsport oder laufend am Wasser. Einzeln und wieder zusammen bewegen sie sich in einer Welt, die nur Fiktion bleibt.

Die eigens für das Stück komponierte Musik von Thomas Wacker verbindet collagenartig Alltagsgeräusche mit verschiedenen Stilrichtungen. Manches klingt asiatisch-meditativ, anderes sehr rhythmisch, manchmal driftet die Musik ins Rockige ab.

All dies zusammen ergibt durchaus intensive Momente, aber das Stück droht manchmal zu zerfasern. Vieles bleibt rätselhaft, wie etwa der Tänzer mit dem Katzenkopf, der Anfang und Ende des Abends bestreitet. Mit Irene Ebel, Yuta Hamaguchi, Hyun-Jin Kim, Francesco Pedone und Manuel Quero agiert ein ausdrucksstarkes Ensemble, das viel Applaus bekommt.