Theater: Große Liebe endet tödlich

Shakespeares „Othello“ beschäftigt sich mit dem zeitlosen Thema des Fremdseins.

Krefeld. Vergangenes Wochenende konnte man Shakespeares „Othello“ im Krefelder Theater in der kongenialen Choreografie von Robert North als auf vier Personen konzentriertes, kammerspielartiges Ballett erleben. Ab Donnerstag kommt mit dem Schauspiel das Original auf die Bühne.

Ein Unterschied ist die wesentlich größere Anzahl an Personen. So wird ein Großteil des Ensembles zu sehen sein, was für Schauspieldirektor Matthias Gehrt mit ein Grund war, mit diesem Werk in Mönchengladbach die Saison zu eröffnen.

Vor allem aber behandelt das Shakespeare-Drama mit dem zeitlosen Thema des Fremdseins in der Gesellschaft das Leitmotiv dieser Spielzeit. „Othello ist der erfolgreichste Immigrant der Weltliteratur“, sagt Gehrt, der in seiner Inszenierung aber auch andere Facetten als die politischen Erfolge des Feldherrn herausgearbeitet hat.

So ist die Heirat mit Desdemona die Krönung von Othellos Karriere, die aber in einer Eifersuchtstragödie endet. „Zwischen den beiden gibt es eine echte Liebe, und am Ende steht der Tod, das ist wirklich tragisch“, erläutert der Regisseur, der in der Handlung aber auch unterhaltsame Aspekte findet.

Dass die sich bei Shakespeare auch durch eine mitunter recht derbe Sprache äußern, erläutert Dramaturg Martin Vöhringer: Während klassische Übersetzungen wie die Fassung von Schlegel-Tieck die markante Wortwahl zugunsten lyrischer Töne verfremdet hätten, entsprächen moderne Übertragungen viel mehr dem manchmal deftigen Originalton. Auch die hier ausgewählte Übersetzung von Heinz Oliver Karbus folge dieser Linie. Während die Sprache vielleicht für Überraschungen sorgt, wird optisch viel Opulenz geboten. Petra Wilke hat prächtige, an die Renaissance angelehnte Kostüme entworfen.

Auf wenige Zeichen reduziert ist dagegen das Bühnenbild von Gabriele Trinczek, die für die Übertragung auf die Krefelder Bühne einige Änderungen vornehmen musste. Ein besonderes Element ist dabei eine Lichtscheibe, die im Laufe des Abends über die Bühne wandert.

Als Zeichen für seine Außenseiterstellung ist Othellos Gesicht schwarz geschminkt. Konsequenterweise sind die übrigen Personen alle mit weißer Farbe versehen. „Nicht seine Hautfarbe ist entscheidend, sondern seine Andersartigkeit“, sagt Gehrt.