Theater: Pesel sitzt auf einer Schaukel

Der Intendant vergleicht die Gunst des Publikums beider Städte mit einer Wellenbewegung.

Krefeld. Das Theaterpublikum ist und bleibt ein unbekanntes Wesen. Jens Pesel zerbricht sich seit Jahren, von Spielzeit zu Spielzeit, den Kopf über dieses große X. Aber er scheint ihm allmählich auf die Spur zu kommen: "Die Krefelder und Mönchengladbacher wechseln sich ab. Sinken die Zuschauerzahlen in Gladbach, steigen sie in Krefeld an. Und umgekehrt." Als ob sich die Städte auf einer Schaukel gegenüber säßen: rauf und runter. "Eine Art Wellenbewegung", diagnostiziert der Generalintendant. Aber hinter das Warum wird nie einer kommen.

Anlass für solche Überlegungen ist die Besucherstatistik des Gemeinschaftstheaters, die bei der heutigen Sitzung des Kuratoriums im hiesigen Rathaus für die Spielzeit 2006/07 vorgelegt wird. Derzeit scheinen die Krefelder wieder unten zu sitzen auf der Schaukel. Jens Pesel, gestern von der WZ befragt, sieht aber auch noch andere Details in dieser Statistik: "Die Besucherzahlen sind immer auch ein wenig abhängig von den Kinderstücken, die in unterschiedlicher Anzahl angeboten werden."

Jens Pesel kann den Mitgliedern des Kuratoriums heute belegen, dass die Zuschauerzahlen der letzten fünf Spielzeiten relativ konstant geblieben sind. Außerdem nähern sich beide Städte an. Das heißt: Die großen Einbrüche oder Anstiege in der einen oder anderen Stadt sind passè. Zuletzt gab einen solchen Ausreißer in der Spielzeit 2002/03, als die Krefelder ihr Theater neu zu entdecken schienen. Noch ein Detail wird deutlich. Die Zuschauerzahlen der Sinfoniekonzerte sinken weiter. Intendant Pesel: "Das ist leider ein bundesweiter Trend."

Ein Blick in diese Statistik zeigt zum Beispiel,, das bei insgesamt knapp 130 000 Besuchern in Krefeld (MG: 126 000) die Auslastung 73 Prozent (MG: 72) betrug. In der Spielzeit 2005/06 waren es in Krefeld übrigens 71 Prozent, in Gladbach 76 Prozent gewesen. Positiv schlug in Krefeld die 16malige Aufführung der Operette "Bettelstudent" zu Buche, die im Vorjahr gefehlt hatte. Bemerkenswert ist in Gladbach das Defizit bei den Konzerten.

Aus dem Rahmen fallen im Bereich Schauspiel in Krefeld die nur 51prozentige Auslastung bei der Inszenieirung "Das Fest", ebenso in Gladbach (48 %), wo auch der "Volksfeind" (44 %) nicht besonders gefragt war. Überaus positiv dagegen die "Ladies Night" (Krefeld 94 %, Gladbach 84 %). Das gilt auch für die Kinderkonzerte, die zu 99 und 100 Prozent ausgelastet waren. Auch das Studio war bestens gefragt, in Gladbach mit einer Ausnutzung von 94 Prozent, in Krefeld mit 79 Prozent.