Neuerscheinung: Familie als Ort der Bewährung

Theodor Pelster schrieb einen neuen Roman: „Kellers Weihnachten“. In der nächsten Woche liegt er im Buchhandel vor.

Krefeld. Vor den Feiertagen geht der Teufel auf Stelzen. Ein Sprichwort, das soviel sagen will wie: Zu Ostern oder Pfingsten ist mit Unglück, Krankheit oder Familienstreit zu rechnen. Im Fall von Hermann Keller ist es Weihnachten, das traditionell größte Familienfest. Kaum sitzt die große Runde am Festtagstisch, fällt ein komisches Wort, und schon fliegen die Fetzen. Der Tag ist hin.

Der Niederrheiner Pelster beginnt beim WZ-Gespräch, über Familie zu sinnieren: "Von der heilen Welt um 1900 ist heute nichts mehr geblieben." Weihnachten sei so eine Schnittstelle von alle dem, was Familie überhaupt betreffe. Ein Tag der gefährlichen Balanceakte und vielen Rücksichtsnahmen, ein Tag der kumulierenden Katastrophen.

Hermann Keller, das nur ein wenig anders konturierte "Alter Ego" von Pelster, durchlebt alle Höhen und Tiefen des Familienlebens an sechs Weihnachtsfesten. 1946 - Keller/Pelster war gerade neun Jahre alt - versuchte die Familie, irgendetwas auf den Gabenteller zu bekommen, um ein wenig Festtagsglanz herzustellen. Pelster, damals Messdiener, erinnert sich an den Weihrauch in der Christmette: "Das alles bleibt hängen, sogar Gerüche."

Weihnachten 1961 erlebt der Student Keller die große Liebe, aber die aus Schlesien stammenden Eltern der Braut lehnen ihn ab. Keller litt wie ein Hund. Weitere Weihnachtsstationen: die Geburt der ersten Tochter, die eigene Wohnung, viel später ein plötzlicher Streit im großen Familienkreis. Pelster gibt zu, dass die literarischen Figuren ihr "Fundament im wirklichen Leben" haben: "Ja, es dauerte lange, bis die Wunden wieder geschlossen waren." Familienleben ist Wahnwitz, aber auch wunderbar.

"Natürlich erkennen sich im Roman die drei Kinder wieder." Aber Pelster beugte vor, schickt Anfang des Jahres allen ein Typoskript mit dem Vermerk: "Änderungswünsche bis Ostern". Nur wenige treffen ein: "Aber immerhin zwei in Form einer Parallel-Erzählung." Es waren Kleinigkeiten, aber solche, die für ein Kind wichtig waren: Pelster: "Rückblickend erfährt man plötzlich etwas über sich selbst, über die Rolle des Vaters." Familie Pelster wird zu Weihnachten, am Festtagstisch sitzend, noch einmal ein Resümee ziehen, aus dem Leben und aus dem Buch (Geest-Verlag Vechta, 350 Seiten, 14 Euro; eine Buchbesprechung folgt).