Theater: Wotan will Abschied nehmen
In Loriots „Ring“ hat Michael Kupfer heute seinen vorerst letzten Auftritt in Krefeld. Er ist es leid, eine Ehe auf Distanz zu führen.
Krefeld. Die schlanke Erscheinung und die markante Stimme sind ideale Voraussetzungen für die Bühne: Bariton Michael Kupfer gehört seit fünf Jahren zum Ensemble des Theaters.
Gleich zu Beginn begeisterte er als Enrico in „Lucia di Lammermoor“ das Publikum. „Meine erste Belcanto-Oper“, erzählt der Sänger, der eher dem schweren Fach zugeordnet wird. „Als Deutscher und mit meiner Körpergröße wird erwartet, dass man Wagner singt“, sagt er.
„Der Ring des Nibelungen“ zählt zu Kupfers Lieblingswerken, und Wotans Abschied ist eine der schönsten Passagen. Wenn Kupfer sie heute Abend singt, wird sie für ihn eine besondere Bedeutung haben. Denn sein Auftritt als Wotan in Loriots wunderbarer Ring-Kurzversion wird sein vorerst letzter in Krefeld sein. Er geht zurück nach Süddeutschland.
„Das ist eine ganz private Entscheidung“, erzählt der Künstler. Er möchte seine Ehe nicht länger auf Distanz führen. Seine Frau ist als Kostümchefin bei den Tiroler Festspielen in Erl fest gebunden, und so wird Kupfer ins österreichische Grenzgebiet ziehen.
Bei dem Festival, das inzwischen als ernsthafte Konkurrenz zu Bayreuth wahrgenommen wird, ist auch Kupfer seit Jahren aktiv. Im Juli gibt er dort den Wolfram im „Tannhäuser“. Bis 2015 ist er in Erl beschäftigt.
Für Kupfer ist das dortige Engagement eine gute Basis, von der aus er sich neu orientieren möchte. Partien in Opern von Wagner oder Richard Strauß stehen noch auf seiner Wunschliste. „Nächstes Jahr werde ich 40, und es gibt jede Menge junge Sänger, die nachrücken“, stellt er nüchtern fest.
Allerdings sind in seinem Beruf auch Reife und Erfahrung ein wichtiges Kapital, das er seiner Krefelder Zeit verdankt. Gerne denkt er an die unterschiedlichen Rollen zurück, die er in „Don Carlo“, „Untergang des Hauses Usher“ oder „Die Karriere des Wüstlings“ gestalten konnte. „Ich möchte es nicht nur spielen sondern auch leben“, formuliert er seinen darstellerischen Anspruch.
Ursprünglich wollte Kupfer sogar Schauspieler werden, doch bereits als Schüler drängte ihn ein Lehrer zum Gesangsunterricht. Doch ein künstlerischer Beruf kam bei seinem Vater nicht gut an. „Ich stamme aus einer mittelständischen Familie, daher sollte ich erst was Vernünftiges lernen“, erzählt der gebürtige Schwabe.
Nach einer Lehre als Speditionskaufmann ließ er sich in Salzburg und München zum Sänger ausbilden. Über Koblenz und Bremerhaven kam er 2006 an den Niederrhein. Bei der Finanzkrise des Theaters engagierte er sich aktiv — und stellte fest, dass durchdachte Konzepte fehlen.
„Das war schon beängstigend“, sagt er rückblickend. Auch in Zukunft geht er Krefeld nicht verloren. Als Gast ist er in der nächsten Spielzeit fest eingeplant.