Maler im Märchenland

Der Künstler Frank Jacob Esser lebt und arbeitet im Atelierhaus mitten im Stadtwald.

Krefeld. Mitten im Krefelder Stadtwald, umgeben von der Natur, liegt das Atelierhaus von Frank Jacob Esser. Hier arbeitet er, hier lebt er mit seiner Familie. Große Fenster durchfluten den Ort seines Schaffens mit Licht, ein riesiger Ofen verbreitet im Winter Wärme zwischen kühlen Mauern. Der Blick reicht bis ins Spitzdach hinauf.

Dieser Ort inspiriert Esser. „Der Ofen zum Beispiel findet sich in einem meiner Bilder wieder“, sagt er. Überhaupt scheint die Welt um ihn herum die Ideen für seine Bilder zu liefern. So erzählt er von Hasen in Käfigen, zugelaufenen Katzen, Urlauben in Italien. Schaut man sich die Bilder an den Wänden an, findet man vieles davon wieder.

Die Bilder faszinieren den Betrachter durch ihre außergewöhnlichen Motive. Hauptsächlich sind es Tiere, die Esser malt, was seinen Werken einen märchenhaften Charakter verleiht. In barocker Farben- und Formenpracht scheinen sie zu schweben oder zu fliegen, der Boden unter den Füßen fehlt ihnen. „Ich bin ein Verehrer von Fra Angelico“, sagt Esser. „Eins seiner Bilder habe ich in Italien gesehen. Ich habe die Türe zu einem Kloster geöffnet, stand vor dem Bild und dachte: Wow, das ist göttlich.“

Die schwebenden Motive haben Essers Stil nachhaltig beeinflusst. „Schweben heißt, den Tod zu überwinden. Kindheitsträume haben oft mit dem Fliegen zu tun. Wenn man ohnmächtig ist, schwebt man, wenn man verliebt ist, fliegt man“, erzählt Esser, der Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie studiert hat.

In seinen Märchen-Illustrationen verbindet er Fantasiewelten mit dem Alltäglichen, mit realen Schauplätzen und mit einem Schuss Dadaismus. „Wenn ich Wolken am Himmel sehe, suche ich automatisch nach den Gegenständen in ihnen“, sagt er.

Zur Vorbereitung erstellt er neben Skizzen auch Fotos oder baut Installationen: „Ich male stets drei oder vier Bilder gleichzeitig. Manche von ihnen haben später eine opulente Fülle, andere leben in Askese.“ Die Formate reichen von Schreibheft-Größe bis zu meterhohen Gemälden.

Essers Bilder zeigen seine Vorliebe für Farben, die er aus Pigmenten, Ölen, Pulvern und Kreiden mischt. Eine Materialkunde von 1909 liefert ihm Rezepte für ungewöhnliche Farbzusammenstellungen. In den Schränken seines Ateliers befinden sich hunderte von Tuben, Tiegeln und Töpfen, gefüllt mit kuriosen Substanzen, die selbst klingen, als ob sie aus einem Märchen stammen: Meerschaumpulver oder zermahlene Edelsteine.