Trauerschmuck aus Haaren als Andenken
Das Textilmuseum zeigt ergänzend zur aktuellen Ausstellung ganz besondere Erinnerungsstücke.
Krefeld. Uhrenketten, Armbänder, Broschen - dieser Schmuck ist nicht immer aus Silber oder Gold. Es gibt solche Preziosen auch aus menschlichem Haar, mit Fassungen aus Edelmetall. Besonders wertvoll dem Träger auch wegen der Erinnerungen, die damit verbunden sind. Heutzutage sind die Freundschaftsbänder aus Textilien gefertigt. Damals schenkte die Braut dem Bräutigam eine solche Uhrenkette oder die Gattin dem Offizier, der in den Krieg zog.
Auch zu Trauerschmuck wurde menschliches Haar verarbeitet, eine Blütezeit dieses Rituals war das viktorianische Zeitalter. "Königin Victoria lebte einen ausgeprägten Trauerkult", sagt Isa Fleischmann-Heck vom Deutschen Textilmuseum in Linn.
Im Archiv des Museums fand sich ganz zufällig ein Kästchen mit Beispielen für Haarschmuck. Aus mittelblonden Strähnen sind hier verschiedene Varianten versammelt. Es ist eine kleine Ergänzung aus dem Magazin für die Ausstellung von Trauerkleidern aus Sibirien.
Auch einen schwarzen Fächer aus Straußenfedern und eine Abendtasche hat das Museum beigesteuert. Das Täschchen hat ein violettes Futter, das ist die Farbe der Halbtrauer. Von außen sieht der Behälter mit den Flechtbeispielen aus wie ein Buch und man kann sich gut vorstellen, wie ein Haarkünstler damit zu seinen Kunden fuhr.
Denn die symbolische Kraft des Haares konnten Adlige wie Bürger als Memento mit sich tragen. Trauerschmuck aus Haar wurde im Gegensatz zu anderem wie etwa Jett am Ende der Trauerzeit nicht abgelegt. Er wurde sogar vererbt.
"Die Haarkunst erlebte im 19. Jahrhundert eine Blüte", so Fleischmann-Heck. Schon aus der Zeit des Barocks ist Haarschmuck bekannt, mit dem Biedermeier gelangte er zur seiner Hochzeit. Aus Deutschland und der Schweiz, aus Österreich und Schweden ist solcher Haarschmuck bekannt. Aus dem schwedischen Dalarna weiß man, dass ganz viel solchen Haarschmucks in Heimarbeit hergestellt wurde.
Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden auch ausführliche Anleitungen veröffentlicht: Die Erinnerung aus Haar, selbsthergestellt, war immer noch günstiger als eine Fotografie oder gar ein Gemälde.
Die Kunst, aus Haaren Kreuze, Anhänger, Bilder oder Bänder herzustellen, ist ganz eng mit dem Klöppeln verwandt. Der Musterkarton im Deutschen Textilmuseum stammt von einer Spenderin aus Bayern, genauer aus Fischbachau, in der Nähe des Schliersees. Genauere Umstände sind jedoch leider unbekannt.