Konzert Tschaikowski tänzerisch interpretiert
Die Stuttgarter Kammersolisten waren in Linn zu Gast und beeindruckten mit energischen ebenso wie zarten Tönen.
Krefeld. Ein junges Programm mit Frühwerken namhafter Komponisten bot ein ebenfalls junges Ensemble am vergangenen Freitag im Rittersaal. 2014 gründete der Geiger Daniel Rehfeldt zusammen mit dem Pianisten Christoph Soldan die Stuttgarter Kammersolisten. Dazu gehören noch Yuki Mukai (Violine), Igor Michalski (Viola) und Hugo Rannou (Violoncello). Eine Vorstellung vom Arbeitsleben eines Komponisten, der sich gerade als freischaffender Künstler etablieren möchte beziehungsweise muss, bekam das Publikum in der Konzerteinführung.
Nachdem Mozart aus der Festanstellung beim Salzburger Erzbischof nach Wien geflüchtet war, musste er dort nun erst einmal als frisch verheirateter Freiberufler seine Existenz sichern. Im Winter 1782/83 komponierte er vier Klavierkonzerte, die er aus praktischen Gründen nicht für ein Orchester, sondern für die kostengünstigere Besetzung mit einem Streichquartett schrieb.
Der wirtschaftliche Erfolg dieser Kammerkonzerte sollte schließlich dazu führen, dass Mozart seine Werke für eine größere Zahl an Instrumentalisten überarbeitete. Mit dem Klavierkonzert F-Dur (KV 413) in seiner Urfassung begann das Ensemble das Serenadenkonzert. Der erste Satz, ein Allegro, erweckte bei dem engagierten Spiel und der Akustik des relativ kleinen Saales durchaus den Eindruck eines Orchesters.
Im Larghetto stellt der erste Geiger schön seine historische Spielweise heraus, die äußerst zurückhaltend mit dem Vibrato ist. Als recht energischen Satz interpretieren die Fünf den dritten im „Tempo di Menuett“.
Von Peter Tschaikowski haben sie auch eine seiner musikalischen Premieren ausgewählt: das Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11. Dabei kann Rehfeldt im Andante cantabile des zweiten Satzes mit dem berührenden, zarten Thema seines Instruments herausragen. Wie herrlich, dass Tschaikowski dieses Thema so üppig in dem Satz erklingen lässt. Sehr tänzerisch interpretiert das Ensemble das Scherzo und gestaltet das Finale des Quartetts als kecken, spritzigen Dialog zwischen den Instrumenten.
Nach der Pause folgt von Franz Schubert der Quartettsatz c-Moll (DW 703), den dieser als 23-Jähriger geschrieben hat. Trotz der relativen Kürze ist es ein facettenreiches Werk, das die Streicher auch angemessen präsentieren.
Zum Finale des Konzerts muss natürlich wieder ein Stück in der Besetzung mit Klavier kommen. Es ist das Klavierquintett Es-Dur op. 44 von Robert Schumann. Mit ihrem Spiel erwecken die Geigerin und die vier Herren wieder den Eindruck eines größer scheinenden Ensembles. Hierbei bekommt auch der Cellist einmal Gelegenheit, mit einem besonders lyrischen Part herauszuragen — eingebettet in ein sehr homogenes Spiel des noch jungen Ensembles. Für den langen Applaus bedanken sich Christoph Soldan und die Stuttgarter Kammersolisten mit einer kleinen Zugabe.