Konzert Der Audienda-Chor singt auf Hebräisch

In der Synagoge präsentieren die Sänger ein besonderes Konzert, dass das Schicksal der Juden in den Mittelpunkt stellt.

Foto: Mark Mocnik

Krefeld. Ein Konzert in der Synagoge ist an sich noch nichts besonderes. Wenn sich aber ein gesamter Chor vornimmt, ausschließlich Hebräisch zu singen, ist das eine Nachfrage bei Monika Becker-Fehling, Vorsitzende des Audienda-Chors, wert. Genau das haben sich nämlich die Sänger bei ihrem Konzert am Sonntag, 2. April, vorgenommen.

Frau Becker-Fehling, sind Sie mit dem Audienda-Chor schon häufiger in der Synagoge aufgetreten?

Monika Becker-Fehling: Seit Bestehen der neuen Synagoge war der Chor daran interessiert, an diesem besonderen Ort aufzutreten. Während der Kulturtage im März 2015 hätte er die Möglichkeit gehabt dort ein Konzert zu geben, was leider aus terminlichen Gründen nicht realisiert werden konnte. Beim zweiten Versuch war das für dieses Konzert benötigte Instrument nicht vorhanden. Da es sich in Krefeld um eine orthodoxe-jüdische Gemeinde handelt, wird man dort eine Orgel, die zu diesem Konzert notwendig gewesen wäre, nicht finden. Insofern ist der Chor glücklich, dass es nun beim dritten Anlauf endlich gelungen ist, in der Synagoge zu konzertieren.

Was stand zuerst fest, der Ort oder das Thema des Konzerts?

Becker-Fehling: Eindeutig das Thema, wenn auch noch nicht so klar formuliert. Im Frühjahr 2016 hatte der Verband Deutscher Konzertchöre seine über 500 Mitgliedschöre aufgerufen sich für die Teilnahme am 19. Deutschen Chorfestival (28.04. bis 31.05.17, Anmerkung der Redaktion) in Magdeburg zu bewerben. Entsprechend dem Festivalthema „Welt in Atem“, bemühte sich der Audienda-Chor um eine Teilnahme mit Erich Zeisls „Requiem Ebraico“. Ende April wird der Chor einer der 26 Chöre sein, die in Magdeburg auftreten dürfen. Für ein Konzert in Krefeld war es notwendig, das Programm zu erweitern. Unter dem Titel „Shir ha lev-Lieder des Herzens“ stellte Chorleiter Pavel Brochin ein Programm zusammen, indem er nur Werke mit hebräischer Textgrundlage ausgewählt hat. Es war für uns von vornherein klar, dass als Konzertort nur die Synagoge infrage kam.

Wie sind Sie an das Thema herangegangen?

Becker-Fehling: Außergewöhnlich ist bei diesem Konzert zum einen die unterschiedliche Herangehensweise an das jüdische Musikidiom, und zwar in vielerlei Hinsicht. Wir finden direkte Bearbeitung von Originalfolklore bis hin zur freien Komposition mit Anleihen aus der jüdischen Musik. Neben der klassischen Form einer Fuge, die Form der freien Improvisation. Ebenso moderne Kompositionstechniken und traditionellen Elementen von Kantoralgesang und Klezmer sowie Anlehnungen an Popmusik und Jazz. Bemerkenswert ist zum anderen auch die thematische Vielfalt der einzelnen Werke. Liebeslyrik aus dem Alltag in „Five Hebrew Love Songs“; Auseinandersetzung mit der Tragödie der Shoa im „Requiem Ebraico“ und „gesungene“ Geschichte des jüdischen Volkes in „Lieder des Herzens“.

Im Mittelpunkt steht ein Werk aus dem Jahre 1944, warum?

Becker-Fehling: Aufgrund des Festivalteilnahme Ende April war es dem Chor nicht mehr möglich für sein übliches Konzert im Frühjahr ein komplett neues Programm einzustudieren. So dass, ergänzend zum „Requiem Ebraico“ weitere Werke ausgewählt werden mussten. Darüber hinaus ist das Requiem thematisch und musikalisch das anspruchsvollste Stück des Programms und für einen Laienchor eine besondere Herausforderung.

Werden die Zuhörer Werke wiedererkennen?

Becker-Fehling: Dem einen oder anderen Konzertbesucher dürfte in Erinnerung sein, dass der Chor das Requiem schon einmal in Krefeld gesungen hat. Aber aufgrund der Tatsache, dass das Werk nicht vielen Musikinteressierten bekannt sein dürfte, weil wenig aufgeführt, ist der Wiedererkennungswert sicher nicht sehr hoch. Etwas anders sieht es bei der Konzert-Rhapsodie „Lieder des Herzens“ von Eduard Fertelmeister aus. Auch wenn dieses Werk im Ganzen relativ unbekannt ist, dürften kundige Zuhörer beim „Hatikva“, dem ersten und letzten Lied der Rhapsodie die Nationalhymne Israels erkennen. Bei den Stücken „Shalom Aleichem“, „Bashana haba“und „Haleluja la olam“ werden einige Besucher rhythmisch mit dem Fuß wippen, da diese Lieder schon fast zur Populärmusik gehören und einem größeren Publikum bekannt sein dürften.