Konzert in Krefeld „Twilight People“ im Schütte-Pavillon
Der Zustand des Hinübergleitens von der Dämmerung bis hin zur Dunkelheit wird im Englischen mit dem Begriff „twilight“ umschrieben. Man kann dieses Dämmerlicht auch auf Menschen und ihre Musik übertragen.
„Twilight People“ ist der Titel eines Programms, mit dem jetzt zwei außergewöhnliche Künstler in der Reihe „Musik und Lesung“ im Schütte-Pavillon zu Gast waren. Der international renommierte Countertenor Andreas Scholl und seine Partnerin, die wunderbare Pianistin Tamar Halperin, begeisterten das Publikum mit Liedern und Folksongs. Dämmrig war es an diesem frühen Abend noch nicht, dafür sehr schwülwarm. Trotzdem war der Pavillon in Gänze gefüllt.
Als das Programm begann, war die stickige Luft schnell vergessen. Mit dem meditativen Stück „Rest“ von Ari Frankel begann die angekündigte musikalische Reise durch die Zeit. Halperins einfühlsames Spiel und die im Ausdruck so differenzierte, wunderbar geführte Stimme von Scholl zogen das Publikum von der ersten Minute in Bann. Ein gutes Stilmittel und zugleich eine Herausforderung für die Konzentration der beiden war die Tatsache, dass es zwischen den Stücken keine Einschnitte gab. Ein Programmpunkt ging fließend in den nächsten über, passen übrigens zu dem im Titel anklingenden zustand des Gleitens, der Veränderung.
Die Stücke waren sehr unterschiedlich, meist zwei von einem Komponisten in Folge. Ob Copland, Britten, oder Ralph Vaughn Williams, sie alle haben traditionelle, teils uralte überlieferte Volkslieder neu arrangiert. Sie decken die ganze Bandbreite dieses Genres ab, das durch seine sehr eingängigen Melodien, die oft von einer leichten Melancholie durchzogen sind, den Zuhörer unmittelbar anspricht. In diese Reihe fügten sich sehr passend drei Jugendlieder von Alban Berg ein, die ebenfalls von einem sehnsuchtsvollen, sehr emotionalen Charakter geprägt sind, etwa „Vielgeliebte, schöne Frau“ oder „Ferne Lieder“. In einer Bearbeitung von Britten sang Andreas Scholl auch den Klassiker „Greensleeves“, den man in seiner einfach gehaltenen Interpretation gerne wieder hörte. Halperin setzte mit zwei gegensätzlichen Stücken von Cage zudem wunderbare Akzente.
Mit zwei Zugaben, darunter einem selbst geschriebenen „Lullaby“, bedankte sich das paar für den begeisterten Applaus.