Theaterpremiere in Viersen Volksbühne nimmt Publikum mit auf Zeltplatz in der Provence

Viersen · Die Volksbühne Viersen feierte eine erfolgreiche Premiere und erntete viel Applaus und Lacher.

Andrea Nowak und Stefan Holzapfel unterhielten die Zuschauer mehr als zwei Stunden lang.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die Zuschauerinnen und Zuschauer waren begeistert und ihr Schlussapplaus lang. Stehend zollten sie den Schauspielern Andrea Nowak und Stefan Holzapfel Anerkennung und Respekt. Die beiden hatten das Publikum über zwei Stunden aufs Angenehmste unterhalten.

Am Freitagabend feierte die Volksbühne Viersen die Premiere der Komödie „Runter zum Fluss“ von Frank Pinkus unter der Regie von Barbara Sahl-Viergutz. Sie wurde von Jan Viergutz, Regieassistenz, unterstützt.

„Runter zum Fluss“ ist ein Zwei-Personen-Stück mit unendlich viel Text. Und der ist oft nicht gerade leicht, sondern gespickt mit geschliffenen Formulierungen, die so pointiert und in schneller Folge aus dem Mund der Spieler kamen, dass sie kaum mitschreibbar waren. Das lief (fast) perfekt. Und wenn mal nicht: Eine unsichtbare Souffleuse stand für eventuelle Hänger bereit.

Im August, so erzählte Barbara Sahl-Viergutz, hatten die Leseproben begonnen, bald darauf mussten Stefan Holzapfel und Andrea Nowak auf die Bühne. Eine Bühne, die zum Zeltplatz in der Provence umfunktioniert war: mit großem Zelt, einer Kunst-Hecke, Wäscheleine, Campingtisch, zwei Stühlen, einem Campingkocher. Denn das Stück erzählt von Anke Kaiser und Karsten Konrad, zwei Urlaubern, die – und damit beginnt das Stück – zum gleichen Moment von ihren Ehepartnern verlassen und auf dem Campingplatz zurückgelassen werden. Konrad hat das Glück, dass seine Ehefrau Mechthild, von ihm „Schnuckel“ genannt (einer der Gründe zur Trennung), ihm die Ausrüstung und das Auto da lässt. Ankes „Stier“, so nennt sie ihn nur zu gewissen Anlässen, also Ankes Mann Manfred, hat außer Ankes Koffer alles mitgenommen. So zieht Anke in Karstens Zelt ein.

Zwei sehr unterschiedliche Charaktere treffen aufeinander

Klingt einfach, ist es aber nicht. Denn mit Anke und Konrad treffen zwei Charaktere aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und es wirkt, als seien die Rollen Andrea Nowak und Stefan Holzapfel auf den Leib geschrieben worden – dass sie im wahren Leben ganz anders zu sein scheinen, ließ sich an den Heiterkeitsausbrüchen im Publikum ablesen, das ganz offensichtlich aus Stammgästen und Kennern der Schauspieler bestand und vermutlich völlig andere Erfahrungen mit den beiden hat.

Stefan Holzapfel verkörpert authentisch den Typ Mann, der alles richtig machen möchte und zwischen den widersprüchlichen Ansprüchen an das Mann-Sein hin- und hergerissen ist. Andrea Nowak bringt ihn schmeichelnd und energisch dazu, auch einmal fluchend aus sich herauszugehen. Sie gibt die Starke – ihr Leitmotto lautet „Das kriegen wir schon hin“, doch auch an ihr nagen Zweifel. „Runter zum Fluss“ ist eine wunderbar gespielte Komödie, die auch die ernsthaften Fragen einer Beziehung nicht außer Acht lässt.