Denkmal und Verkehrsplanung Rheinbrücke: Abriss oder Ausbau?

Krefeld · Viele Stimmen sprechen sich für Erhalt des Baudenkmals aus. Doch ein Ausbau des Verkehrswegs scheint unvermeidbar

Die Rheinbrücke bei Uerdingen ist ein Denkmal. Ihr Schicksal ist noch ungewiss.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Ausbau oder Abriss? Eine Frage, die im Zusammenhang mit der Uerdinger Rheinbrücke diskutiert wird. Niemand käme auf die Idee, einen Abriss der Golden Gate Bridge zu diskutieren. Gut, die Uerdinger Rheinbrücke ist nicht der gigantische große Bruder aus Übersee, doch dennoch haben die Baudenkmäler viel gemeinsam. Nicht nur, dass sie mit ihrer Form und Art herausragend schöne Exemplare sind, jeweils im Rahmen ihres Kontextes, sondern sie haben auch nahezu zeitgleich das Licht der Welt erblickt. Die Uerdinger Zügelgurtbrücke sogar ein Jahr früher, 1936. Die Golden Gate wurde 1937 eröffnet.

Sonst geht es natürlich bei der Landmarke am Rheinufer bescheidener zu, wenngleich sie zu einem unverwechselbaren prägenden Fixpunkt geworden ist. Indes haben wir es bei der Uerdinger Brücke mit einem, nach Kriegsschäden, rekonstruiertem Erbe zu tun, das sogar mal nach Hitler benannt war. Aber das ändert nichts an seiner Ästhetik.

Vor der Kommunalwahl wird
sich wohl nichts mehr tun

Die Brücke, die Teil der Bundesstraße 288 ist, steht seit 1987 unter Denkmalschutz. Doch Straßenverkehr ist eben nicht nur schöne ästhetische Industriegeschichte. Es geht auch um Praktikabilität. Zuletzt musste die Brücke teilweise saniert werden: Bei der turnusmäßigen Überprüfung des Bauwerkes hatten Ingenieure von Straßen NRW massive, lokal begrenzte Betonabplatzungen an der Unterseite der Betonfahrbahnplatte festgestellt, heißt es. Wie unsere Zeitung berichtete, konnte aber erfolgreich eine Sanierung durchgeführt werden.

Doch schon Anfang des Jahres stand fest, dass die Brücke dem Verkehrsaufkommen nicht mehr gewachsen ist.  Straßen NRW will mehrere Möglichkeiten prüfen, wie die Querung „fit für das gestiegene Verkehrsaufkommen zu machen“ sei, hatte  der zuständige Fachmann Stephan Huth von Straßen NRW im Januar erklärt. Ziel sei der vierspurige Ausbau.

Als Option gilt  auch der Abriss; unter Umständen möglich trotz Denkmalschutz. Wenngleich Huth 2019 erklärte: „Mir würde es in der Seele weh tun, so ein Meisterwerk abzureißen“. Indes muss man im Blick haben, dass selbst Erweiterungsbauten oder auch ein Neubau einer Brücke neben der alten massive Eingriffe in die Anmutung wären. Auch hieß es im Januar, dass man Mitte 2020 anvisiere, um durchführbare Optionen zu präsentieren.

Wie geht es nun weiter? Vor den Kommunalwahlen traut sich offenbar keiner an das Thema ran. Aktuell  erklärt Straßen NRW, dass sich in diesem Fall noch nichts bewegt habe. Zudem hatte man in einem Gespräch mit Bezirksvorsteher Jürgen Hengst, so erklärte er auf unsere Nachfrage hin, betont, dass es wahrscheinlich vor den Kommunalwahlen ohnehin keine neuen Informationen geben wird. Hengst selbst spricht sich deutlich gegen einen Abriss aus und kann sich lediglich Lösungen vorstellen, bei der die Anmutung der Brücke nicht verändert wird. „Es ist ein Bauwerk mit einer sehr hohen Symbolkraft“, betont der SPD-Politiker.

Wie positionieren sich  Oberbürgermeister-Kandidaten beim Thema Uerdinger Rheinbrücke? Für den OB-Kandidaten der Grünen, Thorsten Hansen, ist ein Abriss der Rheinbrücke nicht vorstellbar. Er präferiert „grundsätzlich“ einen Ausbau unter der „weitgehenden Beibehaltung der historischen Anmutung“. Die OB-Kandidatin der CDU, Kerstin Jensen, erklärt, dass für sie der Bau einer neuen Rheinbrücke im Mittelpunkt stehe. Die derzeitige Brücke sei nicht in der Lage, die heutigen Verkehrsströme aufzunehmen. Andererseits betont sie auch, dass man prüfen solle, inwiefern die bisherige Brücke Teil eines Zukunftskonzeptes sein könne. „Zum Beispiel als Fußgänger- und Fahrradbrücke“, sagt sie.

Oberbürgermeister Frank Meyer (SPD) positioniert sich auch in dieser Frage: „Die Rheinbrücke ist ein Bauwerk mit großer architektonischer Strahlkraft. Ich kann mir das Panorama der Rheinstadt Uerdingen ohne diese Brücke nicht vorstellen – sie muss auf jeden Fall in ihrem unverwechselbaren Charakter erhalten bleiben“, erklärt er. Die Brücke könne aber nach heutigem Stand ihre Funktion nicht mehr hinreichend erfüllen, erläutert Meyer und plädiert dafür, dass der Ausbau der Brücke mit höchster Priorität vorangetrieben werde. Dafür wolle er sich mit den Nachbarstädten und der IHK einsetzen.