MITREISSENDES KLANGERLEBNIS Ein gefühlvolles Kammerkonzert
Krefeld · Vier Musiker sorgten mit fünf Instrumenten für märchenhafte Atmosphäre.
Vier Musiker mit fünf Instrumenten auf dreierlei Art — daraus setzte sich das letzte Kammerkonzert der Niederrheinischen Sinfoniker vor der Sommerpause zusammen. Drei Stücke für eine Trio-Besetzung von Wolfgang Amadeus Mozart, Robert Schumann und Johannes Brahms standen auf dem Programm.
Den Auftakt machte Mozarts berühmtes „Kegelstatt-Trio“ in Es-Dur, in dem damals ungewöhnlich Klarinette, Klavier und Viola kombiniert wurden. Ob der muntere Charakter des Stückes tatsächlich darauf zurückzuführen ist, dass Mozart das Werk während einer Kegelpartie schrieb, mag dahingestellt sein. Doch in der Interpretation von Emir Imerov (Viola), Jens Singer (Klarinette) und Anton Gerzenberg (Klavier) perlte das Stück mit einer Leichtigkeit und Grazie dahin, die das Zuhören zu einem großen Vergnügen machte. Obwohl der Pianist erst kurzfristig anstelle der angekündigten Indira Farabi eingesprungen war, funktionierte das Zusammenspiel perfekt. Neben dem eng verwobenen Dialog der Instrumente setzte auch jeder Musiker solistische Glanzlichter.
Dieselbe ungewöhnliche Besetzung griff auch Robert Schumann für seine „Märchenerzählungen“ op. 132. Die vier Sätze erzählen keine bestimmten Märchen, sondern beschwören unterschiedliche Stimmungsbilder herauf, die in Märchen zu finden sind. Von einer zarten Innigkeit ist der dritte ruhige Satz gekennzeichnet, in dem sich die warm getönte Klangwelt von Viola und Klarinette besonders entfalten können. Das Klavier umspielt diese begleitend und es entsteht eine wirklich märchenhafte Atmosphäre.
Nach diesem Stück gab es eine kurze Zäsur, bei der Musiker und Instrumente gewechselt wurden. Jens Singer machte für seine Kollegin, die Hornistin Cecilie Marie Schwagers, Platz und Emir Imerov wechselte von der Viola zur Violine.
Das Horn hat dem Trio in Es-Dur von Johannes Brahms den Namen gegeben. Wie Schwagers kurz erläuterte, gibt es überhaupt nur zwei Horn-Trios. Neben Brahms hat nur der moderne Komponist György Ligeti eines geschrieben. Ein hoch anspruchsvoller Part kommt bei Brahms dem Klavier zu und Schwagers bedankte sich bei Anton Gerzenberg für die kurzfristige Übernahme. Der Pianist erwies sich bei diesem Stück als äußerst zuverlässiger und souveräner Partner. Gemeinsam mit Imerov und Schwagers entspann sich erneut ein großartiger Dialog, bei dem die Facetten dieses komplexen Werkes sehr fein ausgelotet wurden. Vom heiteren Charakter zu Beginn über das melancholische Adagio, das Brahms dem Andenken seiner Mutter widmete, bis hin zu schnellen, rhythmischen Jagdmotiven im Schlusssatz bescherten die Musiker dem Publikum ein mitreißendes Klangerlebnis. Entsprechend herzlich war der Applaus. MP