Viktoria Lösche stellt neue Gedichte vor

Das Niederrheinische Literaturhaus organisiert die Veranstaltung.

Foto: Dirk Jochmann

In der kleinen feinen Reihe „Literatur am Nachmittag“ ist die Krefelder Autorin Viktoria Lösche jetzt zu Gast gewesen. Einmal im Quartal kommen Literaturfreunde zum Hören und zum Gespräch zusammen. Am Nikolausnachmittag hatte sich ein Publikum eingefunden, um Neues aus Lösches Feder zu hören. In ihrer kurzen Einführung erinnerte Michaela Plattenteich, Vorsitzende von Literatur in Krefeld, daran, dass vor einem Jahr der Band „Lichthof“ im Sassafras Verlag erschienen war. Mit großer Unterstützung aus Krefelds kulturellen Kreisen, die mit dem Zeichnen einer Subskription die Veröffentlichung erst möglich gemacht hatten.

„Viktoria Lösche war seitdem nicht untätig“, sagte Michaela Plattenteich. „Sie stellt heute neue Texte vor.“ Der erste war ein kleines Prosastück mit dem Titel „Das Unsterblichkeitselixier“. „Ich habe es als Gegengift geschrieben“, sagte Lösche und erklärte, dass sie sich eigentlich mit dem Artensterben hatte befassen wollen. Das gehe so rasant voran: „Es hat mich so deprimiert, dass ich die Beschäftigung damit abgebrochen habe“, sagte sie.

Ihre Geschichte hat sie als „eine Art Märchen“ bezeichnet. Darin kommt ein Gelehrter an einen Königshof. Der Gelehrte bringt dem König ein Fläschchen mit einer Kräutermixtur, die unsterblich machen soll. Sich selbst und seinen Hund führt er als Beweis an. Der weise König aber ist weder für sich noch für seine Nachfahren daran interessiert und gießt das Elixier auf den Boden. Als dort eine Eiche heranwächst, wird dieser Ort fortan zur Pilgerstätte für viele Reisende. Das Thema der Sterblichkeit behandelt Lösche auch in einer größeren Anzahl von Gedichten, die sie in einer besonderen Sprache verfasst hat: Denglisch. „Kennen Sie etwas, was lebt, nicht geboren wurde und doch sterben kann?“, hatte sie vorher gefragt. Antwort: die Sprache.

So ist denn die Überfremdung der deutschen Sprache ihr Thema. Sie listet den Inhalt von vier Gepäckstücken auf: Das Beauty-Case mit den Anti-Aging-Produkten und allerlei anderen Kosmetika mit englischen Bezeichnungen. Dann den Koffer des Herrn mit Outdoor-Outfit und dem tollen Look. Die „must haves“, das „all you need“, das „global keyboard“, die „Super-Nanny“ und vor allem das „Outlet“ sind die Bezeichnungen aus unserem Konsum-Alltag, die Viktoria Lösche in melodiösem Ton in kleine Gedichte gießt und zugleich bravourös verspottet.

„Das ist Kulturimperialismus — typisch deutsch, dass wir es übertreiben“, sagte Lösche. Auf Wunsch ihrer Zuhörer las sie dann noch aus dem erwähnten „Lichthof“. Da sind tröstliche „Engel zu Fuß“ unterwegs. Da steht eine Kiste mit all dem, was ein Mensch im Laufe seines Lebens verloren hat („Wo ist Deine Kiste?/wenn ich das wüsste!/), Da schwimmt das Wunderwerk Buddelschiff und schließlich erfasst sie eine Rote Liste mit ausgestorbenen, inzwischen musealen Alltagsgegenständen wie etwa einer Milchkanne oder einem Stopfpilz. Viktoria Lösche schloss mit zwei kleinen neuen Geschichten.