Literatur Nachlass des Literaten Stomps auf 1600 Seiten

Krefeld · Victor Otto Stomps gilt als bedeutender Verleger der Weimarer Republik und Nachkriegszeit. Anlässlich seines 50. Todestages rücken seine Werke in den Fokus.

Victor Otto Stomps hat im Jahr 1967 die Ehrenplakette Krefelds verliehen bekommen.

Foto: Ja/Rudolf Brass/Harald Meisert

„VauO“ – vier Buchstaben, ein Kürzel, ein Mythos. Literaturkenner wissen nun bereits Bescheid. Es geht um Victor Otto Stomps. Der im Jahr 1897 in Krefeld geborene Verleger und Autor gilt als bedeutende Persönlichkeit der deutschen Literaturgeschichte. Im April dieses Jahres ist sein 50. Todestag. Heute sagt der Name Stomps wohl nur Fachleuten etwas. Als er im Jahr 1970 starb war er noch bekannter. Das Nachrichtenmagazin Spiegel nannte ihn im Nachruf „unter Deutschlands Literaten längst legendär“.

Anlässlich des Jahrestags hat sich Axel Dielmann, Inhaber eines gleichnamigen, kleinen Verlags in Frankfurt, näher mit Stomps beschäftigt. Er erinnert nun mit einer aufwändigen Arbeit an den Mann, der im Jahr 1967 die Ehrenplakette der Stadt Krefeld erhielt. Dabei richtet Dielmann den Blick vor allem auf Stomps’ eigene Tätigkeit als Schriftsteller. „Es ist ein großes Werk, das hinter seiner Arbeit als Verleger verschwunden ist“, sagt Dielmann. Daher sei es „einige Buddelei“ gewesen, eine vollständige Sammlung der Texte zu erstellen. Mit einem Mitarbeiter war Dielmann in Archiven unterwegs und mit Stomps’ Sohn in Kontakt.

Eine hochpräzise Beobachtung der Gesellschaft

Herausgekommen ist eine Gesamt-Ausgabe in vier Bänden, die 1600 Seiten umfasst. Das ist viel mehr als anfangs vermutet. Die Sammlung zeigt: Stomps verfasste für vielfältige Genres. Romane, Gedichte sowie Theaterstücke sind enthalten. Wer die Werke liest, bekommt eine hochpräzise Beobachtung der Gesellschaft. Für Dielmann ist diese Qualität als Autor ein Grund für den verlegerischen Erfolg Stomps. Seine Schriftsteller merkten offenbar, dass der Verleger etwas von ihrem Fach versteht.

Zwischen und nach den beiden Weltkriegen arbeitete Stomps als Verleger. Seine Heimatstadt Krefeld hatte er da längst hinter sich gelassen. Er wirkte unter anderem in Frankfurt und Berlin. Mit seinen kleinen Verlagen Rabenpresse, Eremiten Presse und dann der Neuen Rabenpresse verlegte er junge und experimentierfreudige Schriftsteller. Dabei arbeitete er mit Größen der deutschen Literatur wie Martin Walser und Christoph Meckel zusammen. Viele junge Autoren begannen ihre Karrieren in den Häusern ihres Entdeckers Stomps.

Für Kreative seiner Zeit war Stomps so ein gefragter Mann. „Er hat es hingekriegt, viele Szeneleute zu begeistern“, sagt Dielmann. Im Jahr 1965 erhielt Stomps für seine Arbeit den Fontane-Preis. „Der war damals unsagbar renommiert“, sagt Dielmann. Trotz seines Gespürs für Talent und gute Autoren starb Stomps im Jahr 1970 verarmt in einem Berliner Seniorenheim. „Er war kein gewiefter Kaufmann“, sagt Dielmann. Stomps’ Einsatz galt einzig der Literatur. Deshalb betrachtete er es wohl als Erfolg, wenn ein guter Autor weg von ihm zu einem größeren Verlag wechselte.

Die bedeutenden Etappen seines Schaffens erlebte Stomps zwar außerhalb von Krefeld. Die Verbindung zur Heimat blieb allerdings viele Jahre über seine Großmutter. Und auch im schriftstellerischen Nachlass, den Verleger Dielmann zusammengetragen hat, findet sich Krefeld. In der Sammlung von „Essays und Portraits“ gibt es ein Stück mit dem Titel „In der Krawatte“ aus dem Jahr 1965. Darin setzt sich Stomps mit der Stadt und ihrem Markenzeichen auseinander. Unter anderem schreibt er: „Ich fahre nach Krefeld, betrachte die Ausweitung dieser Stadt, und sehe Fabriken für Stahl und Eisen um den alten Stadtkern herum. Im früheren Ratskeller spreche ich mit den Menschen, und da erst wird es mir heimisch, als eine vertraut krefeldisch singende Stimme sagt: ‚Wir planen demnächst auch eine Krawattenausstellung.’“ Wer sich für weitere Einblicke in Stomps’ Werk interessiert, wird auf der Internetseite von Dielmanns Verlag fündig.