Tennis Olaf Merkel für Absage der Tennis-Bundesliga

Krefeld · Der langjährige Teamchef von Blau-Weiß Krefeld geht davon aus, dass die Meisterschafts-Saison im kommenden Sommer gestrichen wird. Es wäre das erste Mal seit der Gründung der höchsten Klasse im Jahr 1972.

Skeptisch: Olaf Merkel, Teamchef von Tennis-Bundesligist Blau-Weiß Krefeld , glaubt nicht daran, dass die Saison dieses Jahr stattfindet .

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Das Hochamt des Tennissports ist schon gefallen. Wimbledon, das berühmteste Tennis-Turnier der Welt, wurde für dieses Jahr komplett abgesagt. Andere Sandplatz-Wettbewerbe für die nächsten Wochen ebenfalls. Die French Open sind erst einmal auf den Herbst verschoben. Die gelben Filzbälle fliegen derzeit nirgendwo über das Netz, sie liegen im Schrank. Kein Tennis weit und breit in der Welt. Kein Wettkampf in Sicht. Auch für die Tennis-Profis heißt es: warten, warten, warten. Noch hat sich der Deutsche Tennis Bund (DTB) nicht entschieden, ob die Bundesliga im Juli und August stattfinden wird.

Es zeichnet sich jedoch ab, dass es 2020 keinen Mannschaftsmeister geben wird. In der kommenden Woche soll auf einem Treffen der DTB-Größen und Landesverbände eine Absage beschlossen werden, so die allgemeine Erwartung. Das würde auch Olaf Merkel, Teamchef von Blau-Weiß Krefeld, begrüßen: „Ich bin dafür. Die Vereine sind befragt worden. Fast alle haben sich für eine Sofortabsage ausgesprochen“, weiß Merkel: „Wir machen uns sonst lächerlich. Wir können keine teuren Schaukämpfe durchziehen, wenn wir einer Wirtschaftskrise entgegengehen. Manche Unternehmen stehen anderswo vor Kurzarbeit oder der Insolvenz.“ Jetzt mit Sponsoren über eine Saison zu sprechen, passe einfach nicht in die Zeit, so der Teamchef.

Merkel geht nicht davon aus, dass in diesem Jahr noch Turniere mit Zuschauern weltweit stattfinden könnten, solange es keine Medikamente gebe. Für Vereine wie Blau-Weiß gehe es jetzt erst einmal darum, in Zukunft einen normalen Tennisbetrieb wieder aufzunehmen, überhaupt miteinander auf den Platz gehen zu können, wenn die Bestimmungen gelockert würden.

Denn auch der Tennis-Lehrer Olaf Merkel hat mit dem aktiven Sport derzeit äußerst wenig zu tun. An der frischen Luft bewegen, aufs Rad steigen bei schönem Wetter, das ist alles machbar. Der Schläger aber steht in der Ecke.

Das betrifft auch sein Leistungszentrum, das im April eigentlich unter dem Dach seiner Stiftung den Betrieb in Moers aufnehmen sollte. Auch das Vorhaben ist auf Eis gelegt.

Kontakt zu aktuellen und ehemaligen Spielern

Immerhin: Den Kontakt mit einigen seiner Spieler lässt Merkel nicht ruhen. Erkundigt hat er sich schon bei Stefano Travaglia, Marco Cecchinato und Paolo Lorenzi. Travaglia lebt in San Benedetto an der italienischen Adria in der Region Marken. Dort, wo die Krise noch nicht so schwer zu spüren ist. Anders sei die Lage bei Cecchinato, der in der Nähe von Bologna trainiert und damit im Brandherd der Corona-Epidemie in Italien lebt. Vor die Tür gehen darf auch er nur zum Einkaufen und für privates Training. Eine Ausnahme für Sportler des Olympiakaders. Lorenzi lebt in Sarasota in Amerika im Bundesstaat Florida. Alle halten sich fit für den Tag X. In den nächsten Tagen will Merkel auch mit seinem Freund Jürgen Melzer reden, dem früheren Publikumsliebling der Krefelder, der in seiner Heimat Österreich gerade seinen Sohn hütet.

16 Spieler hat Blau-Weiß aktuell im Kader für eine Saison, die wohl nicht stattfinden wird. Eine Absage der Bundesliga-Saison wäre aus Sicht Merkels  wirtschaftlich kein Problem: „Die Bundesliga ist ein Zuschussgeschäft. Man ist auf Gönner angewiesen. Wirtschaftlich wäre es kein Verlust.“ Der Erfolg der Krefelder im vergangenen Jahr strapazierte den Bundesliga-Etat des Klubs.

Der Auftakt der Saison war für Sonntag, 5. Juli, vorgesehen. Für Blau-Weiß stünde dann laut Spielplan ein Duell in Großhesselohe an. Erst am Sonntag, 19. Juli, stünde das erste Heimspiel gegen BW Neuss auf dem Programm. Eine Absage einer Bundesliga-Saison. Das hat es in der 48-jährigen Geschichte seit der Gründung 1972 noch nicht gegeben. Noch in dieser Woche soll Klarheit herrschen, ob es 2020 soweit ist.