Spielpause Fußballvereine am Niederrhein warten auf eine Lösung
Krefeld/Niederrhein · Der Spielbetrieb bei den Amateuren ruht. Eine Entscheidung über die Zukunft der Saison steht aus. Dabei benötigen die Klubs dringend Planungssicherheit.
Seit knapp einem Monat ruht der Ball auf den Fußballplätzen am Niederrhein. Der Spielbetrieb ist wie in den Profiligen auch im Amateurbereich unterbrochen, wann und ob es weitergeht weiß derzeit keiner. Die ursprünglich bis 19. April geplante Pause verlängerte der Fußballverband Niederrhein in Absprache mit den anderen Landesverbänden. Einen Zeitrahmen gibt es nicht, FVN-Vorsitzender Peter Frymuth gab auf der Verbandshomepage an, dass der Spielbetrieb zunächst einmal „bis auf Weiteres“ ausgesetzt ist.
Für viele Vereine ist es eine unzureichende Antwort. Denn die Corona-Krise trifft die Klubs mitten in einer Phase, in der die Planungen für die nächste Saison auf Hochtouren laufen. „Die Situation ist zurzeit ein bisschen unbefriedigend. Wir wissen nicht, wann Neuzugänge offiziell spielberechtigt sind oder wie es sich mit bestehenden Verträgen verhält“, sagt Marcus Bister, der als Teammanager beim Bezirksligisten VfL Tönisberg tätig ist und derzeit wie viele seiner Kollegen nur schwierig planen kann. Denn besonders für die Teams, die um den Auf- oder Abstieg spielen, ist eine zeitnahe Entscheidung unabdingbar. Ralf Boortz, Vorsitzender des Landesligisten VfR Fischeln: „Wir arbeiten derzeit nur mit Unbekannten. Der Zeitpunkt verlangt es, dass wir den Kader für die kommende Saison zusammenstellen, aber es herrschen in fast allen Bereichen viele Fragezeichen.“
Anders als im Profifußball ist der wirtschaftliche Aspekt im Amateurfußball nur schwer kalkulierbar und in erster Linie von Sponsorengeldern abhängig. Ob und in welcher Form Sponsoren aber noch Amateurvereine unterstützen können, ist derzeit so fraglich wie nie zuvor. Unter den Vereinen herrscht daher ein Konsens. Schon vor knapp drei Wochen schrieb der Linner SV einen offenen Brief an den Verband, plädierte dabei eindeutig für einen Abbruch der Saison. Auch Ralf Boortz teilt die Meinung, erklärt: „Die einzige Konsequenz kann nur sein, dass die Saison abgebrochen wird. Das hat den Vorteil, dass wir wenigstens planen können.“ Holger Krebs, Sportlicher Leiter beim Landesligisten Teutonia St. Tönis, sagt: „So schwer es auch ist, in den nächsten 14 Tagen muss eine Entscheidung her.“
Teutonia-Sportchef: „Viele Vereine würden auf die Barrikaden gehen“
Wie diese im Detail aussieht, ist aber noch unklar. Der Fußballverband Niederrhein hält sich bedeckt, schließt auch eine normale Fortführung der Saison nicht aus und kündigte an, bei einem Erlass der Politik, die Fortsetzung mindestens 14 Tage vorher anzukündigen. Doch das Durchpeitschen des dann enorm vollen Spielplans stößt nur auf wenig Begeisterung bei den Vereinen. Krebs: „Es würde den Jugendfußball eliminieren, wenn die Senioren dann drei Spiele pro Woche und mehrmals abends spielen würden.“ Der Linner SV gab in seinem offenen Brief an, dass selbst bei einer Fortführung ab dem 19. April jeden Tag mindestens ein Spiel auf der Anlage stattfinden müsste.
Doch mit einem vorzeitigen Abbruch der Saison fingen die Fragen in anderen Bereichen dann erst an. In vielen Spielklassen zeigt die Tabellensituation, dass einige Vereine bereits deutlich an der Spitze stehen und im Normalfall den Aufstieg in die höhere Spielklasse so gut wie sicher hätten. So kämpft Teutonia St. Tönis um den Aufstieg in die Oberliga, Tönisberg liegt nach einer überragenden Saison auf Kurs Relegation zur Landesliga. Bister sagt: „Die Saison komplett zu annullieren und für null und nichtig zu erklären halte ich für nicht richtig.“ Holger Krebs geht noch einen Schritt weiter, sagt: „Das wäre eine fatale Entscheidung und würde zur Folge haben, dass viele Vereine, inklusive uns, auf die Barrikaden gehen würden.“
Eine andere Variante sieht vor, die Saison auszusetzen und an gleicher Stelle im Jahr 2021 fortzusetzen, zudem sprechen sich auch einige für die jetzige Wertung der Tabelle aus. Krebs: „Ich denke, vieles spricht dafür, die Saison abzubrechen und die Teams auf den Aufstiegsrängen aufsteigen zu lassen. Absteiger würde es dann nicht geben, und man würde in der kommenden Saison mit aufgestockten Ligen spielen.“ Wie auch immer die Entscheidung des Verbandes aussieht, sie muss zeitnah kommen. Denn auch wenn die wenigsten im hiesigen Fußballkreis noch an eine Fortsetzung des Spielbetriebes glauben, so müssen sich auch die Spieler in diesen Tagen weiter fit halten. Fast alle Vereine gaben ihren Spielern Trainingspläne mit, verlangen drei- bis viermal die Woche ein individuelles Training. Doch ohne den geliebten Ball am Fuß sinkt auch bei den ehrgeizigsten Spielern nach und nach die Motivation.
Das Interview mit dem Vorsitzenden des Fußballverbandes Niederrhein, Peter Frymuth, ist unter fvn.de/news nachzulesen.