Von normal bis ziemlich extrem

Mit einem Projekt zeigen Kresch und Werkhaus Beispiele aus dem Leben.

Krefeld. Wenn im Tunnel des Südbahnhofs gelesen wird, donnert schon mal ein Zug durch die Worte. Das ist zu Anfang extrem, und die Augen richten sich ungeduldig zur Decke. Weil man aber gleichzeitig weiß, dass sich das nicht ändern lässt, reagieren die Akteure gelassen: Sie machen eine Pause und gewinnen souverän das Publikum.

Unter der Leitung von Helmut Wenderoth, künstlerischem Leiter des Kresch-Theaters, nehmen Textkünstler, Schauspieler, Musiker und Sprayer die Zuschauer mit zu elf kurzen Stationen in die Südstadt: in einen Kiosk, auf die Straße, durch die Rhythmen der Nacht, vor allem aber in die Seelen der Menschen, die immer zwischen extrem und normal schwanken.

Ein junges Paar beispielsweise zeigt zunächst grenzenlose — und damit extreme — Zustimmung zu allem, was „sie“ sich im Überschwang der Gefühle für die gemeinsame Zukunft erträumen. Ein paar Szenen später ist es die totale Verweigerung zu allem, was „er“ vorschlägt. Aus einer Mischung musikalischer Improvisation, poetischer Lesung, theatraler Szenen und spontaner Improvisation entwickelt sich ein spannendes Spiel, das die Grenzen zwischen Spieler und Zuschauer verwischt. Mit dem Leitspruch „Machen ist wie wollen nur krasser“ wurde ein erfreulich junges Publikum begeistert auf den Weg durch Krefelds Süden entlassen.

Das Land Nordrhein-Westfalen finanziert diese Kooperation zwischen dem Kreschtheater und dem Werkhaus — und damit zwischen klassischem Theater und Soziokultur. Das bedeutet, dass neue Formen, Kontexte und Sichtweisen experimentell aus Sicht der Soziokultur mit künstlerischen Mitteln des Theaters verknüpft, neu sortiert, neu empfunden mit neuen Arbeitsweisen erforscht werden können. „Die Soziokultur ist hier nicht Juniorpartner, sondern setzt Themen und die Rahmenbedingungen, die mit Hilfe des Partners Theater künstlerisch umgesetzt werden sollen“, sagt Georg Dammer, Geschäftsführer des Werkhaus. Sie ist mit diesem Abend nicht beendet. In einer zweiten Phase wird weiter experimentiert und entwickelt. Den Abschluss bildet eine weitere Performance im Frühjahr. Red