Kresch-Theater Eine unmögliche Liebe
Krefeld · Kresch-Theater führt das Kinderstück „Ellington“ auf. Es geht um die innige Beziehung einer alleinstehenden Klavierlehrerin zu einer Ente.
Die Liebe der Menschen zu den Tieren kann mitunter schräge Formen annehmen. So manche Zuneigung von Zeitgenossen zu den animalischen Gefährten trägt schon mal groteske Züge. Die Grenzen der Spezies scheinen dann zu verschwimmen, wenn der Mensch im Haustier einen engen Sozialpartner sieht und dieses Verhältnis bis zum Äußersten pflegt. Er spricht dann mit Hund und Katze wie mit einem Freund oder Mitbewohner.
Regisseur Helmut Wenderoth fiel das Buch in Berlin in die Hände
Doch es müssen nicht immer die üblichen Verdächtigen unter den domestizierten Arten sein, die in den Rang eines Quasi-Mitmenschen erhoben werden, wie das Bilderbuch „Ellington“ von Marlies Bardeli und Ingrid Gordon gezeigt hat. Es kann auch mal eine bloße Ente sein. Die komische Liebesgeschichte zwischen einer alleinlebenden Frau und dem Federvieh hat das Kresch-Theater nun unter der Regie von Helmut Wenderoth auf die Bühne gebracht.
„Ich mag solche Geschichten von schrägen Leuten. Über Dinge, die eigentlich gar nicht gehen“, sagt er. Vor eineinhalb Jahren fiel Wenderoth bei einem Besuch in Berlin das Bilderbuch in die Hände, das ihn zu diesem etwas anderen Schauspiel für Kinder und Jugendliche inspirierte. Wie eng kann die Freundschaft zwischen Mensch und Tier sein? Thema sind in diesem Zusammenhang aber auch die Andersartigkeit und das Loslassen-Können, das der Protagonistin Marianne Treuherz, alias Britta Weyers, allerdings sehr schwerfällt. „Tiere werden vermenschlicht“, sagt Helmut Wenderoth über den Hintergrund der Geschichte: „Beide müssen sich umstellen, sowohl Mensch als auch Tier.“
Das Stück war eigentlich erst für den Herbst geplant, doch durch die Umstellungen des Spielplans wurde das 45-minütige Stück nun unter freiem Himmel im Innenhof der Fabrik Heeder vorgeführt, als Teil der Sommertheater-Reihe. Allerdings aus Gründen der Hygienevorschrift nur vor einem sehr kleinen Publikum. Mehr als 38 Personen sind nicht zugelassen. Am Dienstagabend blieben zudem noch einige Sitze leer.
Zum Inhalt: Marianne Treuherz, eine alleinlebende Klavierlehrerin und Bewunderin des Jazzmusikers Edward „Duke“ Ellington, zeigt bei einem Markteinkauf Mitleid mit einer Ente, die sie vom Blick her an den großen Pianisten erinnert. Sie nimmt das Federvieh mit nach Hause. Schnell beginnt sie mit der Ente zu reden, sie gibt ihr den Namen Ellington, schläft mit ihr im Bett und lebt mit ihr im Haushalt. „Komisch“, dass die Ente keinen Tee mag, wundert sie sich einmal. Die Gute-Nach-Geschichte flüstert sie dem eigentlichen Enterich ins Ohr. „Männer können kompliziert sein, wenn sie nicht die Hauptfiguren sind“, sagt Treuherz mit kleinem Seitenhieb, was für Schmunzler unter den Zuschauern sorgt.
Deutlich wird immer mehr, dass diese Beziehung zum Scheitern verurteilt ist. Denn trotz der Liebkosungen der Dame kann sie die Liebe des Enterichs nicht gewinnen. Das Tier bleibt am Ende doch eben ein Tier. Es zieht seine Artgenossen vor, was in Treuherz Eifersucht auslöst („Leider träumt er nicht von mir“) und Ellington nach einem Besuch im Park mit „Entenstubenarrest“ bestraft. Zum dortigen Weiher nimmt die Dame bald auch ihren Klavierschüler Herrn Straubinger mit. Man kommt sich näher. Sie setzt Ellington schließlich schweren Herzens im See aus, freut sich aber auf ein Wiedersehen.
Dass die innige Tierliebe ein Ausdruck von Menschenscheu oder Menschenhass sei, wollte Regisseur Wenderoth nicht explizit bejahen, wohl aber sah er eine Entwicklung des Charakters: „Man kann schon sagen, dass die Dame eine Einzelgängerin ist. Sie wird jedoch auch selbstbewusster. Sie sieht ein, dass sie der Ente nicht das bieten konnte, was diese wollte.“ Und damit die Andersartigkeit von Mensch und Ente eben doch am Ende nicht zu überwinden ist.