Wenn Rammstein sich an Heino rächt

Axel Pätz ist ein würdiger letzter Gast im Podio. Seine These: „Das Niveau singt“.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Etwas Wehmut macht sich breit im Wohnzimmertheater Podio — vor allem bei den Stammgästen. Haut doch Kabarettist Axel Pätz zum letzten Auftritt in der Spielstätte an der Obergath in die Tasten von Klavier und Akkordeon. Am 31. Mai gibt es noch einen Kehraus mit 30 Komödianten. Dann gehen nach nur eineinhalb Jahren die Lichter aus, weil die Königshofer Brauerei den Mietvertrag gekündigt hat.

Mit dem Hamburger Pätz haben die Hausherren Betti Ixkes und Rüdiger Höfken zum Abschied einen Humoristen besonderer Art verpflichtet, der im zweiten Teil seines Vortrags zur Hochform aufläuft. Seinem Programm „ Das Niveau singt“ wird er jederzeit gerecht. Er inszeniert seine Chansons mit skurrilen Einfällen und garniert seine Texte mit schwarzem Humor.

Seine Lieder sind frech, spöttisch und mitunter höhnisch. Er berichtet von den Schrecken des Alltags, von seinem zermürbenden Telefonat mit der eigenen Familien-Hotline, nimmt Mülltourismus und Gesundheitssystem aufs Korn. Urkomisch auch seine Tipps, wie man der sozialen Verelendung durch Gründung einer Bank entgehen kann.

Makaber wird es, als Pätz einen Einblick in die Seele eines Killers gibt und dessen bürgerliches Leben dem entgegensetzt. Die Abgründe der Seele haben es ihm angetan, so auch die dramatische Wirkung eines Aufsitzrasenmähers auf die Psyche eines ansonsten braven Familienvaters. Nachts dreht er in schwarzen Stiefeln auf dem Rasentraktor seine Runden: „Ein Ritt, der Männer pervertikutiert.“

Ganz nebenbei beweist er, dass man Wortungetüme wie Aufsitzrasenmäher und Zahnersatzzusatzversicherung problemlos singen kann. Langeweile ist ein Tabu, weil Pätz je nach Bedarf flüstert, brüllt und Grimassen zieht, das Publikum sogar zum Mitsingen bewegt. Köstlich ist seine Parodie auf die Rockgruppe Rammstein, die sich am sie imitierenden Heino mit einer Interpretation von „Schwarzbraun ist die Haselnuss“ rächt.

Der mit vielen Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Kabarettist, der mit 51 Jahren erstmals auf der Bühne stand, muss mehrere Zugaben geben. Ein origineller Abend, stets auf Niveau. Wenn da am Ende nicht wieder die Wehmut wäre. Pätz, zum ersten Mal im Podio zu Gast, will gar nicht verstehen, dass sein Auftritt der letzte gewesen sein soll.