Duo auf Schmugglerpfaden

Jac Toes und Thomas Hoeps überschreiten mit 16 Kurzkrimis die holländische Grenze.

Foto: Jörg Wüstkamp

Krefeld. Der Verfasser dieser Zeilen ist kein ängstlicher Typ. Gleichwohl spürte er ein gewisses Unbehagen, als er das unförmige braune Päckchen auf seinem Schreibtisch fand. Kein Absender, nur sein Name und die Anschrift in Druckbuchstaben. Als er am Papier lauschte, um womöglich ein Ticken zu erhaschen, kam er sich albern vor. Im Päckchen fand er Caro-Kaffee und eine ausgerissene Schulheft-Seite: „Heute um 3 Uhr Übergabe am Kaffeeloch. Losung: Schwarzer Schocher!“

Thomas Hoeps und Jac Toes haben in jüngster Zeit in den Redaktionen am Niederrhein für aschfahle Gesichter gesorgt. Als Krimiautoren sind sie es ja quasi gewohnt, Angst und Schrecken zu verbreiten — aber diesmal waren die ersten schon mit den Nerven am Ende, bevor sie auch nur eine Seite gelesen hatten. Es soll sogar Journalisten gegeben haben, die mitsamt Caro-Kaffee und konspirativer Botschaft zur Polizei gerannt sind.

Die Guerilla-Aktion des Literaturbüros NRW sollte auf das neue Buch des deutsch-holländischen Duos Hoeps/Toes hinweisen. Als dem Kaffeepaket später Kaugummi-Zigaretten und Damenstrümpfe folgten — jeweils mit mysteriösem Zettel — war dessen Thema klar: „Schmugglerpfade“ vereint 16 grenzübergreifende Krimis deutscher und niederländischer Autoren.

„In unserer Region ist der Schmuggel ein kollektives Thema“, sagt der Krefelder Thomas Hoeps. „Man muss es nur nennen — und schon erzählt jeder seine eigene Geschichte.“ Doch neben der Flasche Schnaps, dem Kanister Diesel oder der Stange Zigaretten, die fast jeder schon heimlich über die Grenze geschafft hat, wurden in der Historie noch ganz andere Dinge geschmuggelt: Butter und Kakao, Diamanten, Drogen, Sprengstoff und Prostituierte. „Seit 1900 erlebt das Gewerbe durchgängig eine goldene Zeit“, sagt Hoeps.

Entsprechend vielfältig sind die Geschichten in dem Buch: Die Palette reicht vom Medikamentenschmuggel im Jahr 1919 bis zum Organhandel in ferner Zukunft. Viele der Storys haben reale Hintergründe, so auch die von Hoeps, der die Rettungstransporte von Kindern im Dritten Reich behandelt. „Es gibt ernste Geschichten, in dem Buch, aber auch sehr lustige“, erklärt der Autor. Einzige Bedingung war das Thema Schmuggel.

Zur Anregung hatten Hoeps und Toes, die als Duo drei Kriminalromane geschrieben haben, die Geschichte des Gewerbes am Niederrhein auf 30 Seiten zusammengefasst. „Eine unglaubliche Sammlung von Anekdoten“, sagt Thomas Hoeps. Entsprechend enthusiastisch fragen die Autoren im Vorwort, wer sie denn schreiben will, die „Große Enzyklopädie des deutsch-niederländischen Schmuggels“? Die Qualifikation für ein solches Projekt haben Hoeps und Toes mit ihrem Buch definitiv erworben.