Konzert: Bayer-Symphoniker in Bestform

Auftritt im Seidenweberhaus mit zahlreichen Höhepunkten.

Foto: Archiv Dirk Jochmann

Krefeld. Am Sonntag haben die Bayer- Symphoniker unter der Leitung von Kenneth Duryea ihr jährliches Frühjahrskonzert im Seidenweberhaus gespielt. Den zahlreich erschienenen Zuschauern wurden drei Werke der Romantik geboten.

Die „Akademische Festouvertüre“ von Johannes Brahms lieferte den Auftakt. Brahms, den man gern auch als den „Klassiker der Romantik“ bezeichnet, hat viele bekannte Volksmelodien als Zitate in dieses Musikstück geflochten. Höhepunkt ist das hymnische Lied „Gaudeamus igitur“, das vom Orchester mitreißend gespielt wird.

Überhaupt präsentieren sich die Bayer-Symphoniker in Bestform: satte Streicher, akkurat und duftig in den Pizzicati, die Bläsereinsätze intonationssicher und von warmer Klangfülle, homogen und flexibel im Zusammenspiel. Das haben sie nicht zuletzt dem schwungvoll-präzisen Dirigat eines äußerst präsenten Kenneth Duryea zu verdanken.

Die 16-jährige Nina Gurol, seit 2010 neben ihrer schulischen Laufbahn Jungstudentin am Pre- College in Köln, bezaubert als Solistin im Klavierkonzert a-Moll von Edvard Grieg. Sie wird dabei äußerst feinfühlig von den Bayer-Symphonikern begleitet. Wunderbar das Wechselspiel von Klavier und Orchester im zweiten Satz, ein für Grieg so typisches natur- und seelenmalerisches Klangschwelgen.

Nina verfügt über einen geradezu hinreißend weichen, fast schmelzenden Anschlag — ganz in der großen Tradition eines Claudio Arrau. Während ihr die lyrischen Kaskaden in Griegs Musik traumhaft gelingen, mag es ihr noch etwas an Kraft und Sattheit des Tons in dramatischeren Passagen fehlen. Und trotz kleinerer rhythmischer Patzer hat sie schon jetzt das Rüstzeug, um in großen Konzertsälen bestehen zu können. Ein Ausnahmetalent mit Potenzial.

Das letzte Werk des Abends ist die Sinfonie Nr. 1 in C-Dur von Georges Bizet. Ein Jugendwerk, das es jedoch in sich hat. Seine leichtfüßige Artikulation fordert Transparenz und Akkuratesse. Wenngleich es ein paar Energieflauten im Spiel zu beklagen gibt, meistern die Bayer-Symphoniker gerade schwierige Passagen bravourös: Singende Geigen in den Höhen, scharf akzentuierte, barockhafte Fugato-Stellen und ein berührend melancholisches Oboensolo.

Summa summarum: Es gab an diesem Abend viele Momente, in denen man glatt vergaß, kein Profiorchester vor sich zu haben.