Konzert: Schaurig-Schönes in der Alten Kirche
Der Audienda-Chor glänzt mit Balladen der Romantik. Publikum zeigt sich begeistert.
Krefeld. Schaurig schöne Balladen ziehen. Das Konzert des Audienda-Chors am Sonntag war so gut besucht, wie es sonst bei Veranstaltungen in der Alten Kirche nicht üblich ist.
Mit der vermutlich bekanntesten Ballade der Romantik, derjenigen über die Rheinschiffer ins Unglück ziehende Loreley, beginnt das Konzert auf eine spannende wie ungewöhnliche Weise. Der Chorleiter Pavel Brochin stimmt auf der Empore die Melodie an und die anderen Chormitglieder, die im Kirchenraum verteilt sind, schaffen mit ihren Melodiefragmenten ein Klangmosaik zur Loreley. Singend ziehen sie zum Altarraum, wo sich dann das verfremdete Stück zum vertrauten Lied „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ gewandelt hat.
Es folgen weitere Balladen von unerfüllten Lieben und Herzeleid — unglückliches Ende garantiert. Der Chor bringt in feinsten Nuancen die schaurigen Geschichten mit ihren eher wenigen schönen Momenten. Die Auswahl bestätigt wahrlich das Motto des Konzerts „Schön schaurig — schaurig schön“.
Nicht nur in der musikalischen Umsetzung der romantischen Balladen von Silcher, Schumann und anderen Komponisten glänzt der Audienda-Chor, der bei wenigen Stücken von Timur Sergeyenia begleitet wird. Vor allem dank der klaren Artikulation gelingt es dem Publikum, den dramatischen Geschichten zu folgen.
Bei den Rezitationen von Michael Grosse wird es dagegen weit schwieriger, den klassischen Balladen zu folgen, so ausdrucksstark sie auch vom Intendanten des städtischen Theaters vorgetragen werden. Wer ist noch so vertraut mit der Sprache Schillers und Goethes, der Gedankenwelt, den Anspielungen und dem Horizont jener Dichterfürsten? Wer vermag noch den „Kranichen des Ibykus“ bei ihren Flügen zu folgen? Ohne die Reclamhefte aus weit zurückliegenden Deutschstunden kann man diesen Geschichten nur fragmentarisch folgen. Es sind Rezitationen für Insider — ein Hörgenuss nach alter Sitte.
In der letzten gesungenen Ballade „Schön Ellen“ von Max Bruch bekommt der Chor für das musikalische Drama noch die Unterstützung der Solisten Jennifer Froitzheim (Sopran) und Sebastian Seitz (Tenor). Danach kann sich ein begeisterter Applaus entladen, der sich während des Konzerts ansammeln musste. Der schaurig-schönen Stimmung hat es gut getan, dass der Chorleiter um den Beifall erst zum Ende bat.