Fabrik Heeder: Die Grenzen des Körpers ausloten

Ursula Nill zeigt in der Fabrik Heeder ihr erstes abendfüllendes Tanzstück.

Foto: privat

Krefeld. Die ersten abendfüllenden Tanzstücke sind gerade für junge Choreografen wichtige Entwicklungsschritte. Umso erfreulicher ist es, wenn sie auch die Gelegenheit bekommen, ihre Kreationen auf professionellen Bühnen zu zeigen. Das Kulturzentrum Fabrik Heeder, seit Jahren ein auch überregional beachteter Ort für zeitgenössischen Tanz, bietet jetzt mit dem neuen Format „First Steps“ Nachwuchs-Choreografen eine Plattform.

Den Auftakt machte jetzt Ursula Nill mit ihrem Stück „Where I End“. Die aus Basel stammende Choreografin präsentierte mit dem Stück ihre zweite längere Produktion, die letztes Jahr in Köln uraufgeführt wurde. „Where I End“ ist für vier Tänzer und einen Schlagzeuger konzipiert. Es geht darum, die Grenzen des Körpers auszuloten.

Zu Beginn bilden die vier Tänzer (Armin Biermann, Tim Servos, Ursula Nill und Romy Schwarzer) eine Gruppe, die aus kleinen Bewegungen der Köpfe immer dynamischere Abläufe entwickelt. Mit heftigen Schlägen liefert Kurt Fuhrmann am Schlagzeug dazu einen eindrucksvollen Sound. Das Tempo steigert sich, die Gruppe beginnt, zwanghaft auf der Stelle zu laufen. Einer nach dem anderen sinkt erschöpft zu Boden.

Dunkelheit und das schwere Atmen der Tänzer bilden den Übergang zum zweiten Teil. So zurückgenommen wie das Schlagzeug, von dem jetzt nur noch dezente, fast meditative Klänge zu hören sind, ist jetzt auch die Körpersprache. Langsame Schrittfolgen mit vielen Wiederholungen und kunstvolle Drehungen in körperlich anspruchsvollen Positionen lassen auch den Zuschauer visuell und akustisch zur Ruhe kommen. Der Blick konzentriert sich ganz auf die Tänzer, die sich zusammengekauert nur auf einem Fuß oder Knie um die eigene Achse drehen.

Statt expressiver Verausgabung geht es jetzt um Konzentration auf sich selbst und die Möglichkeiten, den Körper in einer Balance zu halten. Weder die leere Bühne noch die unauffälligen Kostüme lenken ab, alles konzentriert sich auf die Protagonisten.

Wenn alle vier wieder aufrecht stehen und sich dabei langsam immer noch drehen, geht dieses gegensätzliche und dabei so konsequent ablaufende Stück verblüffend unspektakulär zu Ende. Doch genau darin besteht eine große Wirkung, was auch der intensive Applaus des Publikums zeigte. MP

Nächste Aufführung: 24.Mai „Moving Home“ von Marion Dieterle.