Wie Gewalt wirkt: Schüler lernen von Schülern
Kresch-Theater: Lehrer können ab sofort das Stück „Ich knall euch ab!“ für ihre Klassen buchen.
Krefeld. Der kollektive Aufschrei kommt immer dann, wenn es wieder passiert ist - wenn ein Jugendlicher eine Waffe zückt, in seine Schule marschiert und blutige Rache übt für erlittene Demütigung.
Doch der Albtraum Amoklauf bleibt auch zwischen den furchtbaren Taten in Littleton, Erfurt oder Tuusula aktuell. "Die schlimmste Form von Gewalt", sagt Detlef Stein vom Schulamt, "ist der Mangel an Wertschätzung."
Wie tägliche Beleidigungen und Schikane in letzter Konsequenz in ein Blutbad münden können, zeigt das Stück "Ich knall euch ab!". Nach einem Buch von Morton Rhue ("Die Welle") hat der Jugendclub des Kresch unter Leitung von Anna Brass das lebensnahe Drama erarbeitet. In einer Kooperation mit der Polizei und der Klinik Königshof sind Schulen eingeladen, das Stück mitsamt Gesprächsrunde zu buchen.
Jörg Grothus vom Kommissariat Vorbeugung sieht das als Gelegenheit, leichter mit Schülern ins Gespräch zu kommen. "Auf erhobene Zeigefinger haben die Jugendlichen keinen Bock, das kennen sie von Eltern und Lehrern", sagt Grothus. "Theater funktioniert über den Bauch."
Doch die Schüler sollen das 45-minütige Stück "nicht bloß konsumieren und wieder gehen". Im Anschluss geht es im Gespräch um den "Transfer in die Realität", wie Franz Mestre vom Kresch erklärt: "Die Schwelle soll so niedrig wie möglich sein."
Dabei hilft es ungemein, dass die Schauspieler im ähnlichen Alter sind wie ihr Publikum - zwischen 14 und 24 Jahren. "Uns ist wichtig, dass Jugendliche für Jugendliche spielen", sagt Regisseurin Anna Brass. "Unsere Leute bringen ihre eigenen Erfahrungen ein. Sie setzen sich bei jeder Aufführung neu mit dem Thema auseinander."
Und der Redebedarf der jungen Zuschauer sei danach überraschend groß. Schließlich geht es bei "Ich knall euch ab!" um alltägliche Gewalt, die einer Bluttat oft vorausgeht.
In Krefeld hatten zuletzt Ende 2006 drei Schüler eines Gymnasiums einen Amoklauf auf einem Anrufbeantworter angedroht. Sie mussten die Kosten für den Polizeieinsatz in Höhe von 2800 Euro bezahlen. Ein Theaterbesuch ist jedenfalls wesentlich billiger
Am 18. März um 19 Uhr bietet das Kresch eine Sichtveranstaltung für Lehrer und Schüler an. Buchung von Karten unter Tel. 02151/862626.