Hohe Energiekosten belasten Konzern Lanxess plant Streichung von 100 Stellen in Krefeld

Krefeld · Vorstandschef Matthias Zachert wählt in der Quartals-Pressekonferenz drastische Worte – und appelliert an die Bundesregierung, endlich eine richtige Wirtschafts- und Industriepolitik zu betreiben. In Krefeld-Uerdingen sollen zwei Betriebe geschlossen werden.

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Der Chemiekonzern Lanxess plant an seinem weltweit zweitgrößten Standort in Uerdingen die Schließung von zwei Betrieben mit mehr als 100 Mitarbeitern. Vorstandsvorsitzender Matthias Zachert erklärte am Freitag, dass noch nichts endgültig entschieden sei. Auch Gespräche mit den Betriebsräten stünden noch aus. Die betroffenen Betriebe, die „Hexan-Oxidation“ mit 61 Mitarbeitern und die „Chromoxid-Produktion“ mit 52 Mitarbeitern, litten am stärksten unter den derzeitigen Rahmenbedingungen mit extrem hohen Energiepreisen und extrem hoher Bürokratie. Bei Lanxess verspricht man sich von der möglichen Stilllegung der Betriebe als Sofortmaßnahme innerhalb des Aktionsplans „Forward“ am meisten Effekte, um kurzfristig Geld einzusparen. Angesichts einer „grottenschlechten“ Nachfrage nach Chemieprodukten in der Welt und den schlechten Rahmenbedingungen insgesamt sei dies notwendig.

Für den Klimaschutz wäre eine Stilllegung ein „Desaster“

In der „Hexan-Odixdations-Produktion“ in Uerdingen „verbrennen wir seit geraumer Zeit Geld“, sagte Matthias Zachert. An sich sollte der Betrieb in Krefeld-Uerdingen zwar wettbewerbsfähig sein, aber vor allem die Anbieter in China profitierten von deutlich günstigeren Rohstoffpreisen. Zachert nannte in diesem Zusammenhang den Ölpreis, der in Folge des Kriegs in der Ukraine zweigeteilt sei. Die westliche Welt zahle im Durchschnitt 30 Prozent mehr als die östliche. Das sei ein erheblicher Standortnachteil.

Hinzu käme, dass andere Nationen die Industrie bei den Energiekosten subventioniere, „um den Wohlstandstreiber Industrie“ insgesamt zu unterstützen. In Deutschland sei das nicht der Fall. Zachert kritisierte die Bundesregierung scharf: „Seit zwölf Monaten wird diskutiert. Wir sehen, dass es bei der Diskussion bleibt.“ Er könne nicht verstehen, wie man angesichts einer Energiekrise das Angebot verringert. „Wir schalten die eigenen Atomkraftwerke ab und beziehen stattdessen Atomstrom aus Frankreich.“ Seiner Meinung nach sollte die Politik darüber nachdenken, die Atomkraftwerke wieder hochzufahren. Zachert appellierte: „Herr Scholz, Herr Habeck, Herr Lindner, wachen Sie auf. Handeln Sie.“

Eine mögliche Verlagerung der „Hexan-Oxidations-Produktion“ gleiche „klimatisch einem Desaster“, sagte Zachert. Zwar habe die Produktion auch in Krefeld einen extrem hohen CO2-Fußabdruck, im Ausland jedoch sei er noch um ein Vielfaches höher, da verschiedene Klimaschutzmaßnahmen dort erst gar nicht erfolgen.

Bei der „Chromoxid-Produktion“ sei bereits ein Verkaufsprozess angestoßen worden, allerdings sei auch dort eine Stilllegung möglich. Chromoxid wird vor allem im Bau- und Keramikbereich verwendet. Hier sei spürbar, dass die Kunden ebenfalls sehr energieintensiv unterwegs seien. „Viele Betriebe schließen und verschwinden derzeit einfach“, sagte Zachert.

Entscheidung soll 2024, beziehungsweise 2026 fallen

„In der Folge verzeichnen wir in Krefeld in diesem Bereich eine signifikante Unterauslastung.“ Man prüfe jetzt, ob man den Betrieb in andere Hände geben kann, die über stärkere Lieferketten verfügen. Verkauf oder Stilllegung sollen bis 2024 abgeschlossen sein. Bei der „Hexan-Oxidation“ will man spätestens bis März 2026 eine Entscheidung getroffen haben.

Die beiden betroffenen Betriebe sind zwei von insgesamt 53, die aufgrund der schlechten Geschäftslage auf den Prüfstand gestellt wurden, aber die einzigen, bei denen konkrete Maßnahmen erfolgen. Das bedeute jedoch keine generelle Entlastung für die anderen Betriebe. Klar sei, dass der Sparplan auch mit einem Stellenabbau einhergehe.

Die Krise wolle man als Konzern dazu nutzen, sich besser aufzustellen, ohne das Thema Nachhaltigkeit aus dem Blick zu verlieren. Es gehe darum, das Potenzial der Geschäftsfelder zu heben, sich auf die starken Produkte zu konzentrieren. Kurz- und mittelfristig sei aber auch die Bundesregierung gefordert, wenn die Deindustrialisierung in Deutschland gestoppt werden soll. Die Priorität müsse auf einem Industriestrompreis liegen.