Lanxess stärkt Standort Krefeld

Der Konzern investiert neun Millionen Euro in die dritte Produktionslinie für Zinkoxid. Gestern gab es den ersten Spatenstich.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. „Zinkoxid ist ein technisches Multitalent für viele Anwendungen in der Reifen-, Pharma- und Kosmetikindustrie“, sagte Rhein-Chemie-Produktionschef Karl-Heinz Müller von Lanxess gestern anlässlich des ersten Spatenstichs der dritten Produktionslinie für das weltweit begehrte Verarbeitungshilfsmittel. Dabei hält er ein Glas mit 180 Gramm weißem Zinkdioxid-Pulver hoch: „Diese Menge genügt, um einen Autoreifen chemisch beständig zu machen und ihn vor Witterungseinflüssen wie extremen Temperaturen und vor Oxidation zu schützen.“ Das mache den Reifen elastisch, belastbar und griffig beim Bremsen — und Lacke korrosions- und witterungsbeständig.

Doch damit nicht genug. Als Bestandteil von Salben wirkt Zinkoxid antiseptisch und entzündungshemmend. In kosmetischen Produkten wie Sonnen- und Hautcremes schützt es vor UV-Strahlen und ist wegen des neutralen pH-Wertes hautfreundlich.

Diese Anwendungsvielfalt erkläre auch die anhaltende Erfolgsgeschichte des Produkts, das von Krefeld aus seinen Siegeszug antrat, erläutert Karl-Heinz Müller. Seit gut 85 Jahren produziere man hier Zinkoxid und habe die monatliche Produktion von 20 Tonnen zu Beginn über 235 Tonnen 1950 bis auf heute 650 Tonnen gesteigert. Die nunmehr dritte Produktionslinie entsteht unmittelbar neben den beiden älteren Anlagen. In dem 300 Quadratmeter großen Betriebsgebäude wird zudem ein Bürotrakt entstehen. Die Fertigstellung ist für Herbst 2018 vorgesehen.

Die 48 Mitarbeiter des Bereichs betreiben die neue Linie mit. Das Herzstück der Produktion ist ein 25 Meter langer, horizontal betriebener Drehtrommelofen, der äußerlich den bisherigen Öfen gleicht. „Der neue Ofen ist allerdings energetisch deutlich optimiert“, stellt Müller fest. Er braucht 20 Prozent weniger Energie, was bei Ofentemperaturen zwischen 600 und 800 Grad Celsius zu einer spürbaren Ersparnis an Erdgas führt. Entsprechend wird auch weniger Kohlendioxid erzeugt.

Die hohen Temperaturen sind notwendig, um den Wassergehalt von 40 Prozent auf weniger als ein Prozent zu reduzieren, um so ein trockenes, rieselfähiges Produkt zu erhalten, das anschließend wie Zement in Säcke oder in größere Packungseinheiten abgefüllt wird — für den Transport per Lkw regional und per Schiff in alle Welt.

Lanxess produziert Zinkoxid als einer von wenigen Herstellern weltweit über eine nasschemische Fällung. „Diese Herstellungsweise bietet deutliche Qualitätsvorteile, weil die Produkte so eine große Oberfläche besitzen und damit die Wirksamkeit steigt“, sagt Philipp Junge, Leiter des Geschäftsbereichs Rhein-Chemie. Der Vorteil: Man braucht weniger Zink, etwa bei der Vernetzung von Kautschuk in der Reifenproduktion. „Wir investieren rund neun Millionen Euro in die neue Anlage und damit in die Zukunftsfähigkeit unseres weltweit zweitgrößten Standorts“, sagt Junge. „Das stärkt unsere globale Position als Hersteller von Zinkoxid und ermöglicht uns, den Bedarf langfristig zu decken und Engpässe zu vermeiden.“

Bis 2020 investiere Lanxess insgesamt 100 Millionen Euro, davon 60 allgemein und am Standort Uerdingen weitere 40 Millionen für die Erweiterung der Produktionsanlagen für Basis- und Feinchemikalien.

„Lanxess baut für Krefeld, und Krefeld baut auf Lanxess“, fasst Junge die gute Partnerschaft zwischen Unternehmen und Stadt zusammen. Bürgermeisterin Gisela Klaer nennt den Chemiepark mit seinen mehr als 8000 Mitarbeitern das Herzstück von Krefeld und lobt Lanxess mit seinen 1700 Beschäftigten am Standort als verlässlichen Impulsgeber für den Arbeitsmarkt mit vielen nützlichen Produkten. Klaer würdigt außerdem das soziale Engagement des Unternehmens als „wunderbare Zusammenarbeit“. So hat es alle Grundschulen der Stadt mit Experimentierkoffern ausgestattet und Flüchtlingen Sprachkurse finanziert.