Flüchtlingskoordinator hört auf
Hansgeorg Rehbein regelt seit zwei Jahren die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe. Ende Dezember endet seine Amtszeit. Vorher arbeitet er seinen Nachfolger ein.
Krefeld. Herbst 2015, der Flüchtlingsstrom bringt einen unerwartet großen Zustrom an Schutzsuchenden nach Krefeld. Es ist viel zu regeln — die Hilfsbereitschaft vieler Bürger ist groß. „Die Menschen haben angerufen und ihre Hilfe angeboten. Und zwar überall, auch beim Oberbürgermeister“, sagt Hansgeorg Rehbein, damals schon vier Jahre im Ruhestand.
Dezember 2015: Oberbürgermeister Frank Meyer holt Rehbein aus dem Ruhestand zurück. Seine Aufgabe: die ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit zu koordinieren. Seine Qualifikation: Er gilt als Organisationstalent und ist bestens vernetzt. „Es war ein leichtes Spiel, Kontakt aufzunehmen“, sagt er selbst.
Die Stelle war von der Verwaltung 2015 erstmal nur für zwei Jahre ausgelegt worden, bis zum 30. November 2017. Nun hängt Rehbein einen Monat dran, um für einen geordneten Übergang zu sorgen. Ein Nachfolger stehe bereits fest: „Eine sehr gute Wahl, mit Erfahrung in der Integrationsarbeit, kennt die Szene und auch die Verwaltung und ist sehr gut in der Stadt vernetzt.“ Ähnlich wie es Rehbein selbst ist.
Den Nachfolger soll Rehbein im zusätzlichen Monat einarbeiten. „Ich bin an einer geordneten Übergabe dieser Arbeit sehr interessiert“, sagt er. Die Stelle soll laut Rehbein im neuen Fachbereich Migration und Integration — dessen Leiter Andreas Pamp seit Anfang November die Arbeit aufgenommen hat — angegliedert werden.
Ab nächstes Jahr hat Rehbein dann wieder Zeit für seine Ehrenämter, wie zum Beispiel bei der Tafel, dessen Vorsitzender er ist. Von 1997 bis 2011 war er Leiter der Volkshochschule. In den 14 Jahren hatte er bereits mit Sprach- und Integrationskursen für Flüchtlinge zu tun.
Der Kontakt zu Wohlfahrtsverbänden, Bürger- und Sportvereinen, Kirchen, aber auch Moscheevereinen war dadurch 2015 schnell da. „Auch in Krefeld gab es die Willkommenskultur“, sagt Rehbein. „Sehr, sehr viele wollten helfen, wussten aber nicht wie. ,Wo finde ich meinen Flüchtling’, knapp gesagt.“ Die Flüchtlinge wurden größtenteils in den Stadtteilen untergebracht. „Deshalb sind wir dorthin, wo die Menschen waren.“ In Traar und Hüls waren bei den Bürgerversammlungen mehrere Hundert Menschen, erinnert sich Rehbein. 270 bis 300 hätten sich direkt als Sprachmittler angeboten. „Wir hatten schnell mehr als 1000 Kontakte in unserer Datenbank.“
Da stand drin, wer welche Fähigkeiten wann und wo einbringen kann, um zu helfen. Jetzt seien nicht mehr so viele Helfer in der Datenbank. Aber es bleibt noch vieles zu tun. „Integration ist eine Mammutaufgabe und ein langer Prozess“, sagt der Flüchtlingskoordinator. Die größten Baustellen seien die Integration in den Arbeitsmarkt und die Situation auf dem Wohnungsmarkt. Keine einfache Aufgabe, räumt Rehbein ein — der Wohnungsmarkt sei ohnehin angespannt. Die Begegnungskultur sei ganz entscheidend, so Rehbein. „Was man nicht kennt, das macht einem vielleicht Angst.“
Vorbehalte, Ängste und negative Einstellungen hätten durch Begegnung abgemildert werden können. Denn neben der caritativ-sozialen habe die Flüchtlingsarbeit auch eine gesellschaftspolitische Bedeutung. „Wir haben in der schwierigen Situation klar Position bezogen: Wir sind bereit, diese Menschen aufzunehmen.“
Rehbein zeigt sich sehr glücklich darüber, dass er weder Demonstrationen gegen noch Angriffe auf Flüchtlingsunterkünfte in Krefeld erleben musste. In Hüls, Traar, Uerdingen und in der Innenstadt, aber auch in den innenstadtnahen Aufnahmeeinrichtungen Westparkstraße, Glockenspitzhalle und Wehrhahnweg haben sich Koordinierungskreise gebildet. Und die gibt es immer noch, obwohl es einige Einrichtungen nicht mehr gibt. „Die Neubürger haben dort eine neue Heimat gefunden“, sagt Rehbein. Sie haben in ihrem Stadtteil Kontakte geknüpft. Flüchtlinge und Helfer treffen sich in der ehemals gemeinsamen Nachbarschaft.