Sorgenkind Innenstadt Mehr als 70 Geschäfte in der Krefelder City stehen leer

Krefeld · In der Krefelder Innenstadt gibt es viele Sorgenkinder. Ein besonders hässlicher Leerstand ist seit Jahren verwaist. Die größten Probleme gibt es aber an einer Einkaufsstraße mitten in der City.

Besonders hässlich sind die Leerstände am alten Ziellenbach-Haus (Friedrichstraße). „Trendcenter“ ist an diesem noch an der Fassade zu lesen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Gäbe es einen Preis für den hässlichsten Leerstand in der Krefelder Innenstadt – das ehemalige Ziellenbach-Haus an der Ecke St.-Anton-/Friedrichstraße mit den benachbarten Immobilien wäre ein ganz heißer Kandidat. Jahrelang hatte die Stadt hier auf einen Neubau der Textilkette Peek & Cloppenburg gewartet, bis diese dann im Sommer 2017 mitteilte, diese Pläne nicht weiter zu verfolgen. Die betreffenden Grundstücke, die allesamt im Eigentum von P&C sind, gammeln seitdem weiter vor sich hin.

„So etwas ist ärgerlich für das Erscheinungsbild der Stadt“, sagt Holger Leroy, der sich bei der Wirtschaftsförderung seit acht Jahren um das Krefelder Ladenflächenmanagement kümmert. Zweimal im Jahr macht er eine Leerstanderhebung (siehe Kasten) – und den großen Gebäudekomplex an der Friedrichstraße hat er dabei natürlich auch auf dem Zettel. „P&C ist bereit, die Gebäude zu verkaufen“, berichtet er. Das bestätigt Stadtsprecher Timo Bauermeister, der aber gleichzeitig einschränkt: „Uns liegen noch keine Bauvoranfragen oder ähnliches vor.“

Auf der Königstraße gibt es derzeit die größten Probleme

Leroy hofft, dass die Eröffnung des Forums Krefeld schräg gegenüber der Innenstadt zusätzliche Impulse verleiht. Dem Eindruck, dass die Zahl der Leerstände im Zentrum Krefeld nach oben geht, widerspricht Leroy: „Die Zahlen sind stabil.“ Immer im April und Oktober macht er eine entsprechende Erhebung. Danach stiegen zwar zwischen April und Oktober dieses Jahres die Leerstände von 69 auf 77. Doch zwischen April 2017 und heute hätten sie immer zwischen 70 und 80 gelegen. „Und es stehen auch nicht immer die selben Ladenlokale leer“, gibt Leroy zu bedenken.

Sein aktuelles Sorgenkind ist weniger der Komplex rund ums Ziellenbach-Haus als die Königstraße. „Da haben die Leerstände leider zugenommen.“ Grund: Dort gebe es viele inhabergeführte Geschäfte aus dem Textilbereich – und diese Branche befinde sich durch die Konkurrenz aus dem Internet in einer Krise. Die Hochstraße dagegen mit ihren 1a-Lagen mache kaum Probleme. Einige Leerstände gebe es allerdings in ihrem südlichen Teil, doch die „sind teils hausgemacht“. In solchen Fällen lägen die Preisvorstellungen der Eigentümer oft höher als das, was der Markt derzeit hergibt.

Unternimmt die Wirtschaftsförderung etwas gegen Leerstände? Leroy bejaht: Eigentümer werden zum Thema mögliche Nachmietungen ebenso beraten wie Einzelhändler, die Interesse an einem Ladenlokal in der Innenstadt haben. „70 Prozent aller Anfragen kann ich aber nicht bedienen, da entweder die gewünschte Größe oder der Stadtort nicht stimmen.“ Als zusätzliche Serviceangebote der Stadt gebe es sogar eine kostenlose Standort-Analyse.

Gäbe es die Möglichkeit, Leerstände durch Zwischennutzungen „fürs Auge“ zu beseitigen? Wie Christiane Gabbert vom Krefelder Zentren-Management dazu berichtet, geschehe dies schon, wobei hier unterschiedliche Ansätze verfolgt würden: „So werden beispielsweise anlässlich der Veranstaltung ,Kultur findet statt’ Leerstände zu sogenannten Kulturräumen .aktiv’ bespielt – sei es in Form von Lesungen oder Schreibwerkstätten.“ Mehrere Ladenlokale seien auch zu Ausstellungsräumen für Kunst geworden. Eine weitere Form der Zwischennutzung sei die Bereitstellung dieser Räume für junge Designer und Kreative, die hier ihre Produkte auf dem Markt testen können.

Das Angebot von Zwischennutzungsideen sei groß, sagt Christiane Gabbert, werde aber selten genutzt: „Leider sind nur wenige Eigentümer bereit, ihre Ladenlokale für solch aufwertende und aufmerksamkeitslenkende Maßnahmen zur Verfügung zu stellen.“

Das gilt auch noch für ein weiteres Projekt: Stadtmarketing und die Immobilien- und Standortgemeinschaft (ISG) haben gemeinsam ein Konzept für eine einheitliche Foliengestaltung leerstehender Ladenlokale entwickelt. „Im Rahmen von Stadtumbau West erhalten Eigentümer die Möglichkeit, die Folienproduktion und Gestaltung für das leerstehende Ladenlokal zu 50 Prozent fördern zu lassen. Leider nehmen nur wenige Eigentümer dieses Angebot in Anspruch“, bedauert Christiane Gabbert. Wie Holger Leroy dazu ergänzt, seien mit Zeitungspapier zugeklebte Schaufenster natürlich „nicht die Ideallösung“ für das Erscheinungsbild der Krefelder Innenstadt.