Lösung für Grundwasser im Herbst
Ralph-Harry Klaer, Bezirksvorsteher im Norden, sieht Probleme mit Dauerbaustellen, aber auch Hoffnungsschimmer für 2018.
Nord. Der Schroersdyk am Inrath ist mehr als nur eine Holperstrecke mit Seenbildung bei Regenfall, seine geplante Erschließung ist Synonym für den Erfolg des Jahres 2017 und damit die Hoffnung für 2018 für Ralph-Harry Klaer, den Bezirksvorsteher in Nord. Die „unglaublich intensive und konstruktive Bürgerbeteiligung“, die er im Fall Schroersdyk erlebt habe, ist für den SPD-Politiker beispielhaft. „Da stellt eine Verwaltung eine Lösung vor und die Bürger sagen Nein. Anschließend wird nun dem Bürgerwillen folgend komplett anders geplant und gebaut — in einer Weise, die von der Stadtverwaltung vorher für nicht machbar erklärt wurde.“ Das begeistert Ralph-Harry Klaer, der im Norden im Januar 2016 als Bezirksvorsteher Nachfolger seiner Frau Gisela Klaer wurde, die heute Bürgermeisterin der Stadt Krefeld ist.
Für Klaer ist Bürgerbeteiligung die „wichtigste Kraft für die Weiterentwicklung des Stadtbezirks“. Er ermutigt die Menschen in Krefelds Norden, in ihre Bezirksvertretung mit den Einwohnerfragestunden zu kommen. „Das ist ihr Forum.“
Ralph-Harry Klaer, Bezirksvorsteher Nord, über einen der Erfolge des Jahres 2017
Der Schroersdyk-Ausbau beendet eine der Dauerbaustellen im Bezirk Nord. Nach Klaers Einschätzung wird in diesem Jahr noch der Bau beginnen. Und er sieht für 2018 noch das Ende anderer Dauerbaustellen, die „seit 30 Jahren nicht angepackt wurden“, wie es Klaer ausdrückt, dessen SPD seit 2014 den Vorsitz in der Bezirksvertretung Nord innehat.
Das Grundwasserproblem gehört für ihn beispielsweise zu den Jahrzehnte alten Problemen. „Wir wollen im September zu einem Ergebnis kommen, eine Lösung gefunden haben“, sagt er über die rund 20-köpfige Arbeitsgruppe, die zu diesem Thema eingerichtet wurde. Sie wird geleitet von Umweltdezernent Thomas Visser und weiteren Stadtmitarbeitern. Ralph-Harry Klaer nimmt als Bezirksvorsteher den Co-Vorsitz wahr. Die Arbeitsgruppe besteht neben den Verwaltungsmitarbeitern aus Politikern aller Fraktionen der Bezirksvertretung Nord sowie Mitgliedern des Bürgervereins Kliedbruch. Die Sprecher der Initiative, die mit 700 Unterschriften das Thema in die Öffentlichkeit brachte, sind vertreten, aber auch die Bürger, die sich gut geschützt fühlen, weil sie eine Wanne gegen Grundwasser in den Häusern haben.
Jeden Monat kommt die Runde einmal zusammen und betrachtet „ganz vorurteilsfrei“, wie Klaer sagt, Ursachen und denkbare Lösungsmöglichkeiten für steigendes Grundwasser. Beispielsweise werden Lösungen ehemaliger Tagebau- und Bergwerksregionen angeschaut, bei denen die Betroffenen Pumpengemeinschaften gebildet haben. „Wir werden uns verschiedene Rechtsformen anschauen und versuchen, die Kosten herauszufinden“, berichtet Klaer. „Alle haben das gemeinsame Ziel, eine Lösung zu finden, die es den Anwohnern möglich machen wird, ihre Häuser mit erträglichem Aufwand trocken zu halten — eine Lösung, die aber auch mindestens 50 Jahre hilft.“
Ein weiteres Überbleibsel aus der Vergangenheit, für das „in absehbarer Zeit eine Lösung möglich ist“, stellt für Klaer auch das Eros-Center an der Mevissenstraße dar. „Bordelle empfinde ich als eine Fehlentwicklung unserer Gesellschaft. Ich bin nicht dafür, mit Bordellen Geschäfte zu machen. Aber für die Frauen dort ist es sicher erträglicher, in einem rechtlich gesicherten Raum zu leben, als das jetzt der Fall ist.“ Dass das Haus viele Jahre illegal existieren konnte und dafür Geld an die Stadt floss, kommentiert Klaer so: „Jeder konnte sich das denken, da braucht sich keiner rauszunehmen.“ Alles in allem müsse auf jeden Fall eine Rotlichtmeile im Norden ausgeschlossen werden.
Ein weiteres Beispiel der notwendigen Veränderung sieht er beim Kasernengelände an der Kempener Allee. „Man sieht nichts davon, dass es einen Investor gibt. Aber: Eigentum verpflichtet. Wir wollen, dass sich das Gelände entwickelt. Der Stacheldraht soll verschwinden und das Gelände zugänglich werden. Das würde dem Stadtteil gut tun — mit Kinderspielplatz, Jugendzentrum, dort, wo es so viele Kinder und Jugendliche gibt.“
Mit Blick auf die Sportvereine in seinem Bezirk und das von ihnen entwickelte Sportkonzept für den Norden bilanziert er: „Die Interessen der Vereine sind anders, als die der Gesamtstadt. Ich finde legitim, dass jemand seine Interessen wahrt. Ich werde den Vereien beistehen, das gesamtstädtische Konzept zu beeinflussen — im Interesse aller Beteiligten.“ Und dazu gehöre auch der Erhalt der Hubert-Houben-Kampfbahn am Appellweg.
An der zunehmend maroden Anlage plant die Besitzerin Stadt derzeit keine Sanierungsmaßnahmen. Gegenüber soll — nach den erfolgreichen Protesten gegen Wohnbebauung auf dem Ascheplatz der Preussen — bekanntermaßen ein Kindergarten entstehen. „Der Bebauungsplan ist fertig, es gibt Mittel dafür, nach meiner Einschätzung werden wir die Planung 2019 haben. Für den Norden ist das ein Vorteil, weil gerade ins Kliedbruch viele junge Familien ziehen werden. Es gibt gesamtstädtisch einen Mangel an Kindergärten, aber da kommt einer hin.“
Er kann nachvollziehen, dass manche Dinge den Bürgern nicht schnell genug vorangehen. „Wir müssen diesen ganzen alten Schutt jetzt wegschaffen und werden natürlich gefragt, warum wir nicht längst fertig sind“, sagt Klaer. Er ist aber zuversichtlich, für die kommenden Jahre und erinnert an die Verwaltungsreformen und die jetzt bessere Haushaltslage der Stadt.
Reagieren ist das eine. Wenn es ums Agieren für die Zukunft geht, hat Klaer einen Wunsch. „Es wäre meine Vision, dass es am Inrath ein Gemeindezentrum für die Bürger gibt, einen Versammlungsort, der unsere Gemeinschaft optimal unterstützt.“
Das Raphaelsheim als derzeitiger Treffpunkt werde verlorengehen, wenn es alt geworden ist. Das von Siempelkamp auf dem Gelände des ehemaligen Kapuzinerklosters an der Hülser Straße geplante Schulungszentrum, das laut Unternehmen auch von Außenstehenden gemietet werden könnte, sei keine Alternative. „Das wird ja nicht als Zentrum gebaut. Das wird nur nebenbei angeboten.“ Der Bedarf der Vereine sei aber deutlich höher. Der Ortsteil habe ein lebendiges Vereinsleben, eine „tolle Gemeinschaft“. Im nördlichen Teil der Inrather Straße wäre nach seiner Einschätzung ein Zentrum mit großen und kleinen Räumen und Café sinnvoll. „Wir müssen das angehen, bevor alles zugebaut ist.“