Auftakt wie bei der WM 2002

Fußball: Christian Ziege ist vor acht Jahren Vize-Weltmeister geworden. Im Interview vergleicht er die Turniere damals und heute.

Krefeld. Ganz Deutschland ist begeistert vom glanzvollen WM-Auftakt der Elf von Bundestrainer Joachim Löw. Auch Christian Ziege. Dem früheren Profi und Sportdirektor von Borussia Mönchengladbach und neuen Trainer des Fußball-Zweitligisten Arminia Bielefeld verfehlte 2002 in Japan und Südkorea nur knapp den Weltmeister-Titel (0:2 gegen Brasilien im Finale).

Christian Ziege: Es ist auf jeden Fall von Vorteil, siegreich in eine WM zu starten. Vor allem, wenn man dann auch noch so gut gespielt hat wie Löws Mannschaft. Ein 4:0 ist besser als ein 8:0, weil das damals doch arg leicht war.

Ziege: Jedenfalls ein bisschen mehr Prüfstein als die Saudis. Die deutsche Mannschaft hätte ja anfangs durchaus in Rückstand geraten können. Hinten raus wurde es dann nach dem Platzverweis gegen Tim Cahill etwas zu leicht. Das birgt die Gefahr, dass man meint, es könnte ohne große Probleme von alleine so weiterlaufen.

Ziege: Ohne das genau beurteilen zu können: Das hat mit dem Umfeld zu tun. In Köln hat es viele kleinere Reibereien gegeben, weil jeder Spieler von seiner Wichtigkeit überzeugt ist. Und plötzlich dreht sich alles um Podolski, was zu noch mehr Eifersüchteleien führt. In der Nationalmannschaft dagegen findet Podolski genau die Umgebung vor, in der er das zeigen kann, was er am liebsten will und kann: Einfach nur Fußball spielen.

Ziege: Und für den freut es mich besonders, dass er ein so schönes Tor erzielt hat. Ich traue ihm zu, den WM-Rekord von Gerd Müller zu knacken. Es sind ja nur noch drei Tore.

Ziege: Das wird sich zeigen. Es kommen noch ganz andere Mannschaften, die sich defensiv nicht so anstellen wie die Australier und vorne wesentlich gefährlicher sind.

Ziege: Auf jeden Fall schwerer als Australien. Wir mussten uns damals in Japan nach dem 8:0 gegen Saudi-Arabien anschließend mit einem 1:1 gegen Irland begnügen. Aber ich sehe keinen Gegner, der uns diesmal in Südafrika in der Vorrunde stoppen könnte.

Ziege: Das ist nicht besonders schwierig. Man hat die Möglichkeit, ein anderes Land, eine andere Kultur kennenzulernen. Es war damals in Japan beeindruckend, dass man überall angestarrt wurde, nur weil man so ganz anders aussieht als alle anderen im Land.

Ziege: Argentinien hätte auch in diesen Bereich vorstoßen können, wenn Lionel Messi seine Chancen genutzt hätte. Aber grundsätzlich ist es schon so, dass es gerade am Anfang wichtig ist, nur nicht zu verlieren. Also wird die Defensive gestärkt. Das erklärt die vielen 0:0- und 1:1-Ergebnisse.

Ziege: Es ist immer alles möglich. Das haben die vielen deutschen Weltmeisterschafts-Erfolge der Vergangenheit gezeigt. Bis ins Finale kann’s gehen - aber da sprechen auch noch ein paar andere mit.