Der Traum von einer Medaille

Juliane Schenk will den Chinesinnen bei den Olympischen Spielen Paroli bieten. Die Medaillen-Planer haben in Peking großen Respekt vor Juliane Schenk, die in diesem Sommer an ihren zweiten Olympischen Spielen teilnimmt.

Hüls. Kann es tatsächlich sein, dass die Badminton-Großmacht China vor einer Krefelderin zittert? Zumindest haben die Medaillen-Planer in Peking großen Respekt vor Juliane Schenk, die in diesem Sommer an ihren zweiten Olympischen Spielen teilnimmt. Wie sonst wäre es zu erklären, dass die 25-Jährige im vergangenen Jahr kurzfristig aus einem Trainingslager in Schanghai ausgeladen worden war.

Schenk hatte sich ihr Flugticket somit zwar umsonst gekauft, insgeheim aber über diese "Respektsbekundung" gefreut. Mit der Rolle des Stolpersteins für die Chinesen auf deren Weg zu einer von fünf fest eingeplanten Goldmedaillen im Badminton könnte die deutsche Vizemeisterin in Peking sicherlich gut leben.

"Bei einem großen Event wie Olympia ist alles möglich. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Weltspitze immer enger zusammenrückt, die Tagesform oftmals entscheidend ist und auch etliche Überraschungscoups gelandet worden sind - warum also nicht der Traum von einer Medaille", sagt Juliane Schenk.

Bislang hat es für europäische Spielerinnen im olympischen Badminton-Wettbewerb - 1972 wurde das Spiel mit dem Gänsefederball in München als Demonstrationssportart ausgetragen, seit 1992 geht es "offiziell" um Medaillen - allerdings noch nie zum großen Wurf gereicht. In Sydney (2000) und Athen (2004) standen jeweils Spielerinnen aus dem Reich der Mitte ganz oben auf dem Treppchen.

Gleichwohl kamen in Sydney auch Krefelder Badmintonspieler zu olympischen Ehren. Der SC Bayer Uerdingen schickte damals in Erica van Heuvel, Chris Bruil (beide Niederlande), Kenneth Jonassen (Dänemark), Nicole Grether (Deutschland) und Simon Archer (Großbritannien) gleich fünf Spieler auf den fünften Kontinent.

Archer konnte sich damals im Mixed immerhin mit Bronze schmücken. Nicole Grether, die von 1996 bis 2003 für Bayer spielte sollte eigentlich auch in Peking dabei sein - im Doppel an der Seite von Juliane Schenk. Aber auf dem Weg zur scheinbar sicheren Olympia-Qualifikation riss Grether die Achillessehne und damit platzte für das Duo, das in der Bundesliga für Empor Brandenburger Tor Berlin spielt, auch der Traum von Peking.

Bleibt also nur noch ein Traum - Juliane Schenk hat sich im Einzel vorgenommen die Phalanx der asiatischen Spielerinnen im August zu durchbrechen. Nachdem die Hülserin in Athen noch Lehrgeld zahlen musste - im Einzel war in Runde eins, im Doppel im Achtelfinale Endstation -, will sie in diesem Sommer angreifen.

Nach der Mannschafts-WM in Jakarta, die in der kommenden Woche beginnt, lädt die Weltranglisten-13. im Urlaub noch einmal die Akkus auf, ehe sie in die Vorbereitung für Peking einsteigt. In Trainigslagern in Saarbrücken und Seoul (Südkorea) holt sie sich den Feinschliff.

Bei den Spielen wird es für Juliane Schenk dann schnell ernst - sie muss bereits in der ersten Woche ran, kann dabei auf die Unterstützung ihrer Familie hoffen: "Meine Eltern und mein Bruder planen einen Abstecher, aber erst einmal müssen Karten her", so Schenk.

Und ihre Eltern waren es ja schließlich auch, die ihr den Badmintonschläger mitsamt einer Mitgliedschaft beim Hülser SV in die Wiege gelegt haben. Wäre doch schön, wenn sie den vielleicht größten Erfolg ihrer Tochter live verfolgen könnten.