Doping im Radsport: „Jeder Sportler hat die Wahl, Nein zu sagen“
Die Nachwuchsfahrer von Staubwolke Fischeln haben kein Verständnis für Doping.
Krefeld. Ungeduldig sitzt Julian auf seinem Rennrad und wartet auf die Trainingsgefährten. Es ist viertel vor fünf am Treffpunkt vor dem Fahrradgeschäft "Zweirad Burbach" im Krefelder Ortsteil Fischeln. Mit seinem grün-weiß-roten Anzug und dem elegant geschnittenen Helm sieht Julian den Profis verblüffend ähnlich. Doch einen Unterschied gibt es - bei den jungen Vereinsfahrern von "Staubwolke Fischeln" ist die Welt noch in Ordnung.
Blutdoping und Epo sind für sie genauso weit weg wie das harte Renngeschäft der Profis, und dennoch - die Dopinggeständnisse der vergangenen Woche sorgen auch beim Nachwuchs für Gesprächsstoff. "Ich finde es gut, dass die jetzt alle auspacken. So hat der Radsport vielleicht noch eine Chance", sagt Julian.
Seit drei Jahren trainiert er bei der "Staubwolke", an den Wochenenden geht es zu Radrennen in der Umgebung. "Wir fahren im Schnitt mehr als 40 Stundenkilometer. Das ist richtig schnell", erzählt Julian. Der 14-Jährige weiß, wie viel er seinem Körper zumuten kann und wann die Grenze der Belastbarkeit überschritten ist. "Im Training fahren wir um die 30 Stundenkilometer und das auch nur drei Mal in der Woche. So bleibt genug Zeit sich zu regenerieren."
Er kann gut nachempfinden, wie sich die Profis nach Hunderten von Kilometern bei der Tour de France fühlen müssen. "Die Verlockung ist groß, durch Dopingmittel die Grenze der Belastbarkeit immer weiter hochzuschrauben. Besonders, wenn es alle tun und du somit keine Wahl mehr hast, wenn du weiter oben mitfahren willst", sagt Marcel. Verständnis für die Dopingsünder hat er deswegen jedoch nicht. "Dass es alle tun, ist kein Freifahrtschein. Jeder hat die Wahl Nein zu sagen."
Punkt 17 Uhr sitzt auch Lukas im Sattel. Jetzt kann es für ihn nicht schnell genug losgehen. "Ich liebe es, wenn mir der Wind um die Nase weht", schwärmt der Elfjährige. Hin und wieder trifft er den kleinen Sohn von Erik Zabel bei einem Rennen. Lukas ist froh, dass der Vater gestanden hat. "Dass er es für Rik gemacht hat, finde ich stark", sagt Lukas, bevor er mit Julian, Marcel und Co. vom Gelände rollt. An Doping denkt jetzt keiner mehr - das ist eine andere Welt.